Bertelsmann Stiftung trauert um Michail Gorbatschow

Bertelsmann Stiftung trauert um Michail Gorbatschow

Die Bertelsmann Stiftung trauert um den ehemaligen Präsidenten der Sowjetunion und Friedensnobelpreisträger Michail Gorbatschow. Der Wegbereiter der Deutschen Einheit ist am 30. August im Alter von 91 Jahren in Moskau verstorben. Auf Einladung von Bertelsmann besuchten Gorbatschow und seine Frau Raissa vom 4. bis 11. März 1992 im Rahmen ihrer ersten Auslandsreise nach dem Zerfall der Sowjetunion die Bundesrepublik Deutschland mit Stationen in München, Bonn, Gütersloh und Hamburg.

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Dr. Malva Sucker
Vice President Corporate Brand Management

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"Mit Michail Gorbatschow verliert die Welt einen herausragenden Staatsmann und Reformer, der sich wie kaum ein anderer für Frieden und Freiheit eingesetzt hat. Er war ein Mann, dessen Geist die europäische Zusammenarbeit und die internationale Politik bis heute prägt. Deutschland hat ihm sehr viel zu verdanken", sagte Liz Mohn.

Michail Sergejewitsch Gorbatschow wurde am 2. März 1931 im russischen Dorf Priwolnoje, Nordkaukasus, geboren. Nach einem Studium der Rechtswissenschaften in Moskau übernimmt er 1955 erste politische Ämter in seiner Heimatregion. In den 1970er Jahren beginnt sein Aufstieg an die Spitze der kommunistischen Partei und des Staatsapparats. 1980 wird er Vollmitglied im Politbüro der KPdSU.

Nach dem Tod seines Mentors Jurij Andropow und der nur einjährigen Amtszeit dessen Nachfolgers Konstantin Tschernenko wird der 54jährige Gorbatschow am 11. März 1985 zum zweitjüngsten Generalsekretär der KPdSU gewählt. Seine Mission ist es, den Sozialismus für die Zukunft zu reformieren und die internationale Position der UdSSR durch eine Versöhnung mit dem Westen zu stärken.

Ziel seines grundlegenden Umbaus der Gesellschaft (Perestrojka) ist der wirtschaftliche Aufschwung. Gorbatschow fördert die Eigeninitiative der Werktätigen und führt marktwirtschaftliche Elemente ein. Durch die Öffnung der Gesellschaft (Glasnost) will er eine kritische Auseinandersetzung mit der Geschichte und eine offene Diskussion über die gesellschaftlichen Probleme erreichen.

Außenpolitisch setzt sich Gorbatschow für Abrüstung ein und unternimmt vor allem gegenüber den USA zahlreiche Vorstöße in diese Richtung. Er will international in Atomfragen zusammenarbeiten, ruft zum Abbau aller Atomwaffen auf und zieht die russischen Truppen aus Afghanistan ab. Als historischen Durchbruch und formales Ende des Kalten Krieges unterzeichnen Gorbatschow und Ronald Reagan im Jahr 1987 den Vertrag zur Beseitigung aller Mittelstreckenraketen in beiden Ländern.

1988 wird Gorbatschow Staatsoberhaupt der UdSSR. Er gesteht den Mitgliedsstaaten des Warschauer Paktes das Recht auf eigene Entwicklung zu und hebt so die "Breschnew-Doktrin" auf. Die neue Freiheit führt 1989 zu einer Reihe überwiegend friedlicher Revolutionen in Osteuropa. Auch in der DDR demonstrieren die Menschen für Freiheit und Unabhängigkeit. Gorbatschow lässt sie gewähren, verzichtet auf den Einsatz dort stationierter sowjetischer Truppen und ermöglicht so die deutsch-deutsche Einheit.

In einem Treffen mit Bundeskanzler Helmut Kohl 1990 gesteht Gorbatschow einem vereinten Deutschland die volle Souveränität und die freie Wahl der Bündniszugehörigkeit zu. Im selben Jahr wird er von seiner Partei zum ersten Staatspräsidenten der UdSSR gewählt. Für seine Leistung beim Aufbau einer neuen, friedlicheren Weltordnung wird Gorbatschow im Oktober 1990 mit dem Friedensnobelpreis geehrt. International hoch angesehen führen seine Reformanstrengungen im Inneren jedoch zum Zusammenbruch der UdSSR. Zum 21. Dezember 1991 vereinbaren er und der russische Präsident Boris Jelzin die Auflösung der UdSSR.

Nur wenige Wochen später besuchen Michail Gorbatschow und seine Frau Raissa vom 4. bis 11. März 1992 auf Einladung von Bertelsmann die Bundesrepublik Deutschland mit Stationen in München, Bonn, Gütersloh und Hamburg. Bei diesem privat organisierten Aufenthalt für den Bestseller-Autor Gorbatschow ("Der Staatsstreich", München 1991, und "Der Zerfall der Sowjetunion", München 1992, bei C. Bertelsmann) wird er überall wie ein Staatsgast empfangen. Bei seinen öffentlichen Auftritten bejubelte die Bevölkerung den Vater der Wiedervereinigung und Friedensnobelpreisträger.