Missionen

Missionen mit Wirkung: Ein Praxisleitfaden zur Formulierung erfolgreicher Missionen

Der Politikansatz der Missionsorientierung kann einen wichtigen Beitrag zum Wandel von Wirtschaft und Gesellschaft hin zu umfassender Nachhaltigkeit leisten. Der Schritt der Missionsformulierung ist dabei entscheidend für eine möglichst große transformative Wirkung der Missionen. Ein Leitfaden von Bertelsmann Stiftung und Fraunhofer ISI gibt praxisnahe Empfehlungen zur Formulierung erfolgreicher Missionen.

 

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Dr. Daniel Schraad-Tischler
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Dr. Jan C. Breitinger
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Daniel Posch
Project Manager

Missionsorientierung eignet sich für thematisch querliegende Herausforderungen

Die komplexen Herausforderungen der Nachhaltigkeitstransformation stellen unsere politischen Strukturen vor große Probleme und werfen die Frage auf, ob es nicht neue Wege der Aushandlung, Entscheidung und Umsetzung braucht, um diese Herausforderungen zu meistern. So betrifft ein Problem wie der Klimawandel beispielsweise derart viele politische Ressorts sowie Lebens- und Handlungsbereiche, dass gängige Lösungsansätze zu scheitern drohen.

Der Ansatz der Missionsorientierung kann hierbei einen Ausweg bieten. Dieser sieht vor, Herausforderungen mittels klar umrissener „Missionen“ zu adressieren, auf deren Bearbeitung dann (innovations-)politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Aktivitäten hin ausgerichtet werden. Missionen sollen gesellschaftlich wünschenswerte Ziele umfassen und möglichst transformativ wirken, also auf grundlegende Veränderung abzielen. Zudem sind sie oft zeitlich längerfristig angelegt, als es gängige politische Zyklen bislang vorsehen. In zahlreichen OECD-Ländern wie auch auf EU-Ebene werden inzwischen Initiativen umgesetzt, die einer missionsorientierten Logik folgen. Ein anschauliches Beispiel ist die EU-Mission der „100 klimaneutralen Städte“, mittels derer bis zum Jahr 2030 neue Wege zur Erreichung von Klimaneutralität erprobt werden. Während das übergeordnete Ziel feststeht, können sich Akteure aus allen Bereichen in den Prozess der Lösungsfindung einbringen. 

In Deutschland gibt es Bewegung in Sachen Missionsorientierung. Das ist zu begrüßen. Nun gilt es, diesen Ansatz in die Anwendung zu bringen. Dabei ist es wichtig, konsequent über Ressortgrenzen hinweg zu kooperieren.

Daniel Posch, Project Manager der Bertelsmann Stiftung und Co-Autor der Studie

Auch in Deutschland hat der Ansatz der Missionsorientierung verstärkt Eingang in die politischen Überlegungen gefunden, wie etwa die „Zukunftsstrategie“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung aus dem Jahr 2023 zeigt. Diese Strategie umreißt sechs Missionen, die in den nächsten Jahren dezidiert bearbeitet werden sollen. Darauf aufbauend sind die politischen Akteure nun aufgerufen, die nächsten konkreten Schritte der Missionsformulierung sowie des Instrumentendesigns und der Missionsumsetzung tatkräftig anzugehen – und die strategischen Planungen so mit Leben zu füllen.

Missionsformulierung ist entscheidend – Praxisleitfaden gibt Orientierung

Dem initialen Schritt der Missionsformulierung fällt dabei eine weichenstellende Bedeutung zu, gibt er doch den Handlungsrahmen für die spätere Implementierung vor. Dieser Schritt ist jedoch sehr voraussetzungsreich: Es gilt, die wesentlichen Akteure aus allen relevanten Sektoren zu mobilisieren, politische Ressortgrenzen zu überwinden, die Legitimität der Mission von Anfang an sicherzustellen und die Missionen selbst sowohl ambitioniert, aber auch handhabbar zu formulieren. Um Entscheidungsträgern und Akteuren aus der politischen Praxis Orientierung zu bieten, stellt der Praxisleitfaden von Bertelsmann Stiftung und Fraunhofer ISI anwendungsnahe Empfehlungen zusammen. 

Dabei gehen die Autoren konsequent von einem ressort- und sektorübergreifenden Handlungsansatz aus und erörtern erfolgskritische Faktoren – wie etwa das Definieren klar quantifizierbarer Missionsziele. Ebenso beschreibt der Leitfaden die zentralen Komponenten des Missionsformulierungsprozesses, von der anfänglichen Klärung von Verantwortlichkeiten über Formen der Stakeholder-Beteiligung bis hin zur Bewertung der Plausibilität der Missionen. Die mit der Formulierung von Missionen betrauten politischen Akteure können auf dieser Basis ihr Vorgehen reflektieren und weiterentwickeln. Zuletzt analysieren die Autoren, wie sich verschiedene politische Rahmenbedingungen – wie etwa akute Notsituationen – auf missionsorientierte Ansätze auswirken können. 
 

Bei der Missionsformulierung kommt es auf eine gute Balance zwischen Ambition und Realitätssinn an. Die Politik sollte den Mut aufbringen, sich auf eine handhabbare Anzahl von Zielen zu einigen – und diese dann umso forcierter verfolgen.

Dr. Jan Breitinger, Innovationsexperte der Bertelsmann Stiftung

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