In Deutschland wird auf politischer Ebene vorwiegend über den Breitbandausbau diskutiert. Schließlich besteht enormer Nachholbedarf – und das besonders außerhalb der großen Städte. Breitband ist aber nicht das Ziel, sondern eine notwendige Infrastruktur damit die Digitalisierung überhaupt bei den Menschen ankommt. Wichtig für Städte und Kreise ist es, diese digitale Zukunft für und mit ihren Bürgern mit Leben zu füllen und den Weg dahin zu konkretisieren. Deshalb brauchen sie Digitalisierungsstrategien, die sich an den regionalen Gegebenheiten und Bedürfnissen orientieren. Ziel muss sein, die digitale Entwicklung zu gestalten und die Maßnahmen auf das lokale Umfeld und die dortigen Lebens- und Arbeitsbedingungen auszurichten.
Smart-City-Strategien für hochverdichtete Siedlungsräume wie Berlin oder Stockholm zeigen bereits erste Wege für eine gelungene Nutzung der neuen Möglichkeiten. Der Umbruch trifft aber auf regional sehr unterschiedliche Ausgangslagen. Für Großstädte entwickelte Konzepte sind naturgemäß für ländliche Regionen ebenso wenig anwendbar wie für Klein- oder Mittelstädte.
Wie Digitalisierung jenseits der Metropolen gelingen kann
Mit ihrer Studie "Smart Country regional gedacht – Teilräumliche Analysen für digitale Strategien in Deutschland" untersuchte die TU Dortmund im Auftrag der Bertelsmann Stiftung die Ausgangslage für Kreise und kreisfreie Städte auf dem Weg in eine digitale Zukunft. Datengrundlage bilden rund 60 Indikatoren, die unterschiedlichen Einfluss auf das Entwicklungspotenzial einzelner Standorte haben. Demographische Daten und die wirtschaftliche Struktur zählen hierzu ebenso wie Bildung oder Gesundheit. Ein Großteil der Indikatoren kann für alle Kommunen ab 5.000 Einwohner im Informationsportal Wegweiser Kommune abgerufen werden. Eine Clusteranalyse identifiziert hieraus sich gleichende Merkmale und erstellt eine Typologie von acht Raumtypen: von "Landkreise mit großen strukturellen Herausforderungen" bis hin zu "Prosperierende Zentren mit hervorragenden Zukunftschancen".
Mit der Typisierung wird Komplexität reduziert und gleichzeitig werden Vergleichsmöglichkeiten geschaffen. Wenn man sich die räumliche Verteilung der Kreise und kreisfreien Städte anschaut, wird deutlich, dass Nord-Süd- oder Ost-West-Unterschiede die Situation nicht individuell genug abbilden. Denn sowohl bei den Anforderungen als auch bei den Potenzialen sind die kommunalen Umfelder sehr unterschiedlich. Die Studie bietet eine empirische Basis, auf der die kommunalen Akteure Antworten für ihre Region erarbeiten können: Welche Aufgaben sind ungelöst? Was muss verbessert werden? Handlungserfordernisse und, so vorhanden, Handlungsmöglichkeiten können so konkreter benannt werden.