Während der Präsidentschaft Donald Trumps in den USA sah es eine Zeitlang so aus, als würden die USA einen ganz ähnlichen Weg wie Polen beschreiten. Das lag insbesondere an Trumps kaum verhohlener Missachtung etablierter Praktiken zur Vermeidung von Interessenskonflikten. Der große Unterschied zu Polen und letztendlich auch der Hauptgrund, weshalb die USA heute nicht dort stehen wo Polen, liegt am unverändert starken institutionellen Gefüge zur Korruptionsbekämpfung und Rechnungsprüfung in den USA. Präsident Biden rief zuletzt den Kampf gegen die Korruption als ein zentrales Sicherheitsinteresse der USA aus und drängte auf die Verabschiedung neuer Maßnahmen zur Korruptionsbekämpfung in der eigens dafür vorgestellten „United States Strategy On Countering Corruption“. Die Strategie sieht Verbesserungen in mehreren Bereichen vor, darunter der transnationalen Kooperation im Kampf gegen Korruption, die weltweite Eindämmung von illegaler Finanzierung oder Ansätze, um korrupte Akteure effektiver zur Rechenschaft ziehen. Inwieweit diese Initiative aus dem Weißen Haus erfolgreich sein wird, bleibt abzuwarten.
Estland hat sich in den vergangenen Jahren erst eine Spitzenposition in der Korruptionsprävention erarbeitet. Grundlage dafür sind eine Reihe von institutionellen Mechanismen, die Estland aus Sorge vor Machtmissbrauch und Korruption eingeführt hat. Zu den Überwachungsinstanzen zählen in Estland der Nationale Rechnungshof, das Antikorruptionsgesetz, der parlamentarische Sonderausschuss für die Anwendung des Antikorruptionsgesetzes und der Überwachungsausschuss. Diese Bemühungen sind von Erfolg gekennzeichnet, denn die Zahl der registrierten Korruptionsdelikte ist im Zeitraum 2019 bis 2021 deutlich zurückgegangen.
Eine Auswertung unserer SGI-Daten zeigt, dass institutionellen Schwächen in der Korruptionsbekämpfung häufig Teil eines viel weitreichenderen Problems des Abbaus demokratischer Standards und Prozesse sind. In Ländern mit unterentwickelter Korruptionsbekämpfung steht oft seit geraumer Zeit die Demokratie insgesamt unter Druck.
Dies verdeutlicht, dass erfolgreiche Korruptionsbekämpfung Teil einer größeren Aufgabe zur Schaffung eines nachhaltigen demokratischen Gemeinwesens ist. Auch in Spitzenländern wie Dänemark, Neuseeland oder Schweden müssen daher die Bemühungen für eine erfolgreiche Einhegung der Korruption weiter gehen, wie jüngste Skandale auch in diesen Ländern anschaulich zeigen.