Eine Imageanalyse zeige, dass die Bertelsmann Stiftung in der wichtigen Zielgruppe der Führungskräfte in Politik und Wirtschaft den höchsten Bekanntheitsgrad unter den deutschen Stiftungen einnehme und ihre Reformarbeit mit der Gesamtnote „gut“ beurteilt werde. „Diese Ergebnisse zeigen: Die Bertelsmann Stiftung genießt eine hohe Wertschätzung in der Gesellschaft und wird als ‚Motor des Wandels’ für eine zukunftsfähige Gesellschaft anerkannt“, stellte Meffert fest.
Der scheidende Vorstandsvorsitzende unterstrich in seinem Rückblick die wichtige Rolle von Stiftungen bei der Umsetzung gesellschaftlicher Reformen. „Stiftungen sind Katalysatoren sozialer Innovationsprozesse“, sagte Meffert. Wo Markt oder Staat versagten, könnten sie entscheidende Impulse und Hilfestellungen geben. Dabei würden ihre finanziellen Möglichkeiten jedoch oft überschätzt. Der geschätzte Jahresetat aller rund 13.000 Stiftungen betrage etwa 25 Milliarden Euro. Dies seien im Vergleich zum gesamtdeutschen Staatshaushalt mit einer Billion Euro gerade einmal 2,5 Prozent. „Entscheidend ist daher weniger das Geld der Stiftungen, viel wichtiger sind ihre innovative Ideen“, betonte Meffert.
Die gesellschaftspolitische Hebelwirkung der Bertelsmann Stiftung erläuterte Meffert an vier aktuellen Beispielen. So habe die neue nordrhein-westfälische Landesregierung beschlossen, dass alle Schulen ab dem 1. August 2006 eigenverantwortlich werden sollen. Dazu gehörten eine deutliche Stärkung der Führung und Mitwirkung, die Flexibilisierung der Unterrichtsorganisation und eine größere Selbstständigkeit bei der Ressourcenbewirtschaftung. Eine wichtige Grundlage für diese Gesetzesinitiative sei in dem gemeinsamen Kooperationsprojekt „Selbstständige Schule“ erarbeitet worden, das die Bertelsmann Stiftung im Sommer 2002 mit der rot-grünen Landesregierung aufgenommen habe.
„Erst gestern habe ich mit Schulministerin Barbara Sommer eine gemeinsame Erklärung zur Fortführung des Projektes unterzeichnet“, sagte Meffert. Dies sei auch ein Beweis für die überparteiliche Anerkennung der Stiftungsarbeit. An dem auf sechs Jahre angelegten Modellvorhaben zur Verbesserung der Qualität schulischer Arbeit beteiligen sich inzwischen 278 Schulen in 19 Regionen des Landes.
Als zweites Beispiel nannte Meffert einen kürzlich von der Bertelsmann Stiftung eingebrachten Reformvorschlag zum Bürokratieabbau. Noch während der Verhandlungen zur Bildung der neuen Bundesregierung hatten Experten der Stiftung vorgerechnet, dass Unternehmen in Deutschland um 19 Milliarden Euro entlastet werden könnten, wenn überflüssige Informationspflichten nach niederländischem Vorbild abgeschafft würden.
Dieser Vorschlag habe Eingang in den Koalitionsvertrag von Union und SPD gefunden. Konkret sei vereinbart worden, unter Federführung des Bundeswirtschaftsministeriums einen unabhängigen „Bürokratie-TÜV“ einzurichten. Dieser werde die administrativen Belastungen von Unternehmen durch bestehende Gesetze systematisch prüfen und im Hinblick auf die Kosten bewerten.
Als drittes Beispiel für die gesellschaftliche Reformwirkung nannte Meffert eine Kampagne der Bertelsmann Stiftung mit konkreten Lösungsvorschlägen zur Überwindung der hohen Jugendarbeitslosigkeit. So habe das im September mit dem Carl Bertelsmann-Preis 2005 ausgezeichnete „Hamburger Hauptschulmodell“ inzwischen Nachahmer in mehreren Städten und Regionen Deutschlands gefunden.
Bei dem Hamburger Modell sind alle 109 Haupt- und Gesamtschulen der Hansestadt in einem Netzwerk mit über 60 Unternehmen verbunden. Mit dieser Initiative der Wirtschaft soll insbesondere Jugendlichen mit Startschwierigkeiten beim Übergang von der Schule in die Arbeitswelt geholfen werden. In nur wenigen Monaten konnte das Konzept nach Hannover, Berlin, Basel und Ostwestfalen übertragen werden. Mit München, Frankfurt, Gummersbach, Nürnberg und Bremen stehen weitere Kommunen in den Startlöchern.
Schließlich habe die Bertelsmann Stiftung in der vergangenen Woche eine gemeinsame Initiative mit Bundespräsident Horst Köhler aufgenommen. Mit einer Serie von Konferenzen gehe es darum, das Problembewusstsein für den demographischen Wandel zu schärfen und schlüssige Antworten auf die komplexen Anforderungen von Geburtenrückgang und Alterung zu suchen.
In der Amtszeit von Professor Heribert Meffert als Vorstandsvorsitzender wurden wichtige Weichen für die Zukunft der Bertelsmann Stiftung gestellt. Dazu gehört die Neuordnung der Stiftungsgremien nach dem Vorbild erfolgreicher Aktiengesellschaften (Corporate Governance). Seit dem 1. Januar 2005 sind die Aufgaben von Vorstand (operative Leitung) und Kuratorium (Kontrollorgan) getrennt und die jeweiligen Kompetenzen und Verantwortungsbereiche klar definiert worden. Zudem wurde als Grundlage für die inhaltliche Arbeit ein gesellschaftspolitisches Leitbild entwickelt.
Über die Bertelsmann Stiftung:
Die Bertelsmann Stiftung versteht sich als Förderin des Wandels für eine zukunftsfähige Gesellschaft. Sie will Reformen in den Bereichen Bildung, Wirtschaft und Soziales, Gesundheit sowie Internationale Verständigung voranbringen. Die 1977 von Reinhard Mohn gegründete, gemeinnützige Einrichtung hält die Mehrheit der Kapitalanteile der Bertelsmann AG. In ihrer Projektarbeit ist die Stiftung unabhängig vom Unternehmen und parteipolitisch neutral.