Die Stiftung recherchiert derzeit international nach vorbildlichen Konzepten und Modellen, mit denen die Potenziale erfahrener Arbeitnehmer stärker als bisher entfaltet werden können. „Dabei legen wir ausdrücklich einen erweiterten Beschäftigungsbegriff zugrunde: Es geht nicht nur um die Verlängerung der Erwerbsarbeit, sondern auch um größeres gesellschaftliches Engagement“, plädierte Liz Mohn für einen überfälligen Paradigmenwechsel in der Beschäftigungspolitik.
Die Bertelsmann Stiftung unterstreicht diese Forderung auch mit den aktuellen Ergebnissen ihrer Studie „Standortcheck Deutschland“, die in wenigen Tagen veröffentlicht wird und gesondert auf die Situation älterer Arbeitnehmer in Deutschland eingeht. Danach liegt Deutschland in Bezug auf die Arbeitslosigkeit der 55 bis 64 Jahre alten Menschen im Vergleich mit den wichtigsten 21 Industrienationen auf dem letzten Platz. „Das ist umso erstaunlicher, als die Erwerbsbeteiligung in dieser Pro-
blemgruppe ohnehin nur bei 44 Prozent liegt“, sagte Liz Mohn.
Angesichts des demographischen Wandels müssten Politik und Wirtschaft diesen Trend unbedingt umkehren. Sonst gerate die Finanzierung des Rentensystems außer Kontrolle. Zudem sei schon in wenigen Jahren ein Fachkräftemangel absehbar, der nur durch eine höhere Erwerbsbeteiligung erfahrener Arbeitnehmer ausgeglichen werden könne, sagte Liz Mohn.
Die Bertelsmann Stiftung will ihre Rolle in der Politikberatung weiter ausbauen und sich noch stärker auf die praktische Umsetzung ihrer Reforminitiativen konzentrieren. Derzeit führt sie unterschiedliche Projekte mit dem Bundespräsidialamt, der Bundesregierung und mehreren Landesregierungen durch. In Zusammenarbeit mit Bundespräsident Horst Köhler will sie im Rahmen einer Konferenzserie Lösungskonzepte für die dramatischen Folgen des demographischen Wandels erarbeiten. Zu dieser Thematik hat die Stiftung erst vor wenigen Wochen ein umfassendes, datenbankgestütztes Informations- und Frühwarnsystem für alle deutschen Städte und Landkreise (ab 5.000 Einwohner) ins Internet gestellt. Mit dem jährlichen Schuldenmonitor gibt sie den Bundesländern Hinweise und Hilfestellung für die dringend notwendige Haushaltskonsolidierung.
Zur Vorbereitung auf die deutsche EU-Ratspräsidentschaft am 1. Januar 2007 veranstaltet die Bertelsmann Stiftung im September in Berlin ihr "Internationales Bertelsmann Forum". Die Konferenz im Auswärtigen Amt in Berlin, zu der Regierungschefs und Außenpolitiker aus aller Welt erwartet werden, wird von Bundeskanzlerin Angela Merkel eröffnet. Im Rahmen ihrer europapolitischen Initiativen hat die Bertelsmann Stiftung in diesen Tagen eine allgemeinverständliche Publikation mit dem Titel "Die EU-Verfassung verstehen" veröffentlicht, um dieses komplexe Thema den Bürgern näher zu bringen.
Ende Mai verleiht die Bertelsmann Stiftung in Zusammenarbeit mit Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt und der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung den "Deutschen Präventionspreis". Thematisch geht es um die Stärkung der Gesundheitskompetenz von Eltern mit Kindern bis zu drei Jahren. Mit ihren Reforminitiativen im Bereich Bildung zielt die Bertelsmann Stiftung auf eine Verbesserung der Qualität von Schule und Unterricht. Dazu hat sie im Dezember 2005 eine gemeinsame Erklärung zur Fortführung des Projektes "Selbstständige Schule" mit dem nordrhein-westfälischen Bildungsministerium unterzeichnet. Aufgrund der Vorarbeiten in diesem Modellprojekt erhalten alle Schulen des Landes ab dem 1. August 2006 eine größere Eigenständigkeit.
Für ihre gemeinnützige Projektarbeit hat die Bertelsmann Stiftung mit ihren 320 Mitarbeitern im Geschäftsjahr 2005 rund 60 Millionen Euro ausgegeben. Im laufenden Geschäftsjahr 2006 stehen für die operative Arbeit rund 70 Millionen Euro zur Verfügung.
Über die Bertelsmann Stiftung:
Die Bertelsmann Stiftung versteht sich als Förderin des Wandels für eine zukunftsfähige Gesellschaft. Sie will Reformen in den Bereichen Bildung, Wirtschaft und Soziales, Gesundheit sowie Internationale Verständigung voranbringen. Die 1977 von Reinhard Mohn gegründete, gemeinnützige Einrichtung hält die Mehrheit der Kapitalanteile der Bertelsmann AG. In ihrer Projektarbeit ist die Stiftung unabhängig vom Unternehmen und parteipolitisch neutral.