Auch in anderen Bereichen ist die Entwicklung Österreichs positiv verlaufen: Das österreichische Pro-Kopf-Einkommen war 2004 höher als das britische und ebenso hoch wie das dänische. Die Investitionstätigkeit ist rege, und weniger gestreikt wird lediglich in Japan. Zudem drücken Langzeit- und Jugendarbeitslosigkeit das Land spürbar schwächer als andere Industrienationen. "Als großes Plus erweist sich die hohe Flexibilität des österreichischen Arbeitsmarktes", stellt Thode fest. Auch die rechtzeitig eingeleitete Rentenreform und die Senkung der Körperschaftssteuer von 34 auf 25 Prozent zeigten, dass Österreich für den schärfer werdenden internationalen Wettbewerb gut gerüstet sei.
Kritisch sehen die Ökonomen der Bertelsmann Stiftung dagegen den aufgeblähten öffentlichen Sektor sowie die hohe Staatsverschuldung. Diese pendelt seit Jahren um die 70 Prozent-Marke und verharrt damit auf hohem Niveau. Besorgnis erregend sei zudem die Arbeitsmarktsituation für ältere Arbeitnehmer: Obwohl in Österreich nicht einmal 30 Prozent der 55- bis 64-Jährigen am Arbeitsmarkt aktiv sind (zum Vergleich: 67 Prozent in der Schweiz), ist die Arbeitslosenquote der älteren Menschen um fast 2 Prozentpunkte höher als die allgemeine Arbeitslosenquote; nirgendwo sonst ist dieser Unterschied so groß.
Daher sind laut Einschätzung der Bertelsmann Stiftung weitere Schritte in Österreichs Wirtschaftspolitik erforderlich: Neben der Konsolidierung der Staatsfinanzen nennen die Experten eine Vereinfachung des Steuerrechts sowie die Schaffung stärkerer Beschäftigungsanreize zusammen mit einer verbesserten Integration älterer Arbeitnehmer in den Arbeitsmarkt. So sollten Möglichkeiten zur Frühverrentung – wie im Rahmen der Rentenreform geplant – weiter konsequent eingeschränkt werden. Zudem sollte die – sowohl im öffentlichen Bereich als auch in der Privatwirtschaft übliche – Kopplung der Löhne und Gehälter an das Lebensalter abgeschafft werden.
Der Standort-Check Österreich schreibt die Ergebnisse des im Herbst 2004 von der Bertelsmann Stiftung veröffentlichten Internationalen Standort-Ranking für die Alpenrepublik fort. Das Internationale Standort-Ranking gibt anhand zweier Indizes Auskunft über Entwicklungen in den Bereichen Arbeitsmarkt und Wachstum in 21 Industrienationen sowie über die spezifischen Maßnahmen, die die Länder zur Beeinflussung dieser Zielgrößen ergreifen. Der Standort-Check wird regelmäßig aktualisiert und prüft, ob Österreich bei den wesentlichen Erfolgs- und Aktivitätsfaktoren Fortschritte gemacht hat oder zurückgefallen ist.