Die Studie rechnet mit 160.000 zusätzlichen Arbeitsplätzen in allen
Qualifikationsgruppen, falls EU und USA sich darauf einigen,
Handelshemmnisse umfassend abzubauen. Aussicht besteht auch darauf, dass
die Realeinkommen in allen Lohngruppen steigen. Für eine Verschärfung
von Lohnungleichheiten durch ein transatlantisches Freihandelsabkommen
sieht die Studie keine Anzeichen. Der Wegfall von Handelsbeschränkungen
dürfe, so De Geus, aber nicht den Abbau aller Restriktionen bedeuten:
"Entscheidend wird sein, ob ein Freihandelsabkommen auch die Akzeptanz
der Bevölkerung findet. Deshalb ist es nicht nur wichtig, dass auch
kleine Betriebe und niedrige Einkommensgruppen profitieren, sondern dass
Verbraucher- und Arbeitnehmerschutz gewährleistet bleiben", sagte der
Vorstandsvorsitzende der Bertelsmann Stiftung.
Deutschland kann durch ein Freihandelsabkommen insbesondere Zuwächse
beim Export in die USA erwarten, so die Studie. Im
Nahrungsmittelgewerbe, in der Metallerzeugung und Metallbearbeitung
sowie der Land-, Forst- und Fischereiwirtschaft könnte der Export in die
USA um bis zu 50 Prozent wachsen. Das wiederum hätte positive Effekte
auf Produktion und Beschäftigung, etwa in der Metallerzeugung, in der
Elektroindustrie sowie in der Automobil- und Maschinenbauindustrie.
Nachteilig auswirken würde sich ein Freihandelsabkommen hingegen auf den
Textilhandel, der einen Rückgang des US-Exports um 20 Prozent
befürchten müsste.
Allein das produzierende Gewerbe könnte dadurch rund 85.000 neue
Arbeitsplätze schaffen. Eine Senkung der Handelskosten würde sich auch
auf Bereiche der Volkswirtschaft auswirken, die nicht direkt im Export
beteiligt sind, darunter der Dienstleistungssektor, auf den 75.000 der
neu zu erwartenden Arbeitsplätze entfallen. Beispielhaft zu nennen sind
hier etwa Kraftfahrzeughandel oder Reparaturdienstleistungen.
Für alle Bundesländer sagt die Studie positive Wachstumseffekte
voraus. Zu den größten Gewinnern zählen die Bundesländer mit einem stark
exportorientierten produzierenden Gewerbe. Nordrhein-Westfalen, Bayern
und Baden-Württemberg könnten mit einem Wertschöpfungszuwachs in Höhe
von rund fünf Milliarden Euro und jeweils rund 20.000 neuen
Arbeitsplätzen rechnen. Letztere verteilen sich voraussichtlich über
alle Qualifikationsgruppen. Die Chancen von gering Qualifizierten
verbessern sich etwa in der Metallerzeugung und -verarbeitung, im
Elektroniksektor und in der Chemischen Industrie. Für Hochqualifizierte
wären zusätzliche Arbeitsplätze neben der Elektroindustrie im
Maschinenbau und in der Automobilindustrie zu erwarten. Zudem entsteht
in den verschiedenen Berufsgruppen zusätzlicher Bedarf an Bürofach- und
Hilfskräften, etwa bei Elektrikern, Monteuren, Ingenieuren und
Technikern.
Die Löhne werden mit dem Abschluss eines Freihandelsabkommens laut
Studie nahezu durchgängig wachsen. Geringer qualifizierte Arbeitnehmer
könnten sogar stärker profitieren als mittel- und hochqualifizierte
Beschäftigte. So wird in den niedrig qualifizierten Gruppen ein Anstieg
der Reallöhne um 0,9 Prozent erwartet. Die Reallöhne der mittel- und
hochqualifiziert Beschäftigten steigen um 0,7 bzw. 0,6 Prozent.
Die Studie der Bertelsmann Stiftung ist Teil des Projektes "Global
Economic Dynamics" (GED). Es soll zu einem besseren Verständnis der
wachsenden Komplexität globaler Wirtschaftsentwicklungen beitragen. Alle
Analyseergebnisse werden dafür eigens multimedial aufbereitet und unter
www.ged-shorts.de für PC und alle mobilen Endgeräte frei zur Verfügung gestellt. Dort finden Sie auch Berichte und Grafiken zu den einzelnen Bundesländern.
Bereits im Juni hatte die Bertelsmann Stiftung die
internationalen Effekte eines transatlantischen Freihandelsabkommens
analysiert. Die Ergebnisse dieser Studie finden Sie
hier.
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- Global Economic Dynamics (GED)