Bertelsmann Stiftung (Hrsg.)

Maximilian Blömer, Przemyslaw Brandt, Andreas Peichl

Raus aus der Zweitverdienerinnenfalle

Reformvorschläge zum Abbau von Fehlanreizen im deutschen Steuer- und Sozialversicherungssystem

Ausgabeart
PDF
Erscheinungstermin
13.10.2021
DOI
10.11586/2021077
Auflage
1. Auflage
Umfang/Format
45 Seiten, PDF

Preis

kostenlos

Beschreibung

In der diesem Bericht zugrunde liegenden Studie haben wir häufig diskutierte Vorschläge für Reformen untersucht, die dem Ziel dienen sollen, die Beschäftigungsanreize für Zweitverdienende zu verbessern. Bei den Zweitverdienenden handelt es sich häufig um Ehefrauen und Mütter. Wir haben uns in unserer Analyse auf die Regelungen zum Mini- und Midijob, das Ehegattensplitting und verschiedene Kombinationen der diskutierten Reformelemente konzentriert. Zur Quantifizierung der Wirkungen der vorgeschlagenen Reformen auf das Arbeitsangebot haben wir das ifo-Mikrosimulationsmodell verwendet, ein empirisch geschätztes strukturelles Arbeitsangebotsmodell im Haushaltskontext.

Eine Reform der Ehegattenbesteuerung in Gestalt einer Einführung des Realsplittings mit einem maximalen Übertragsbetrag von 13.805 Euro würde unseren Untersuchungen zufolge den Anreiz für Zweitverdienende zu einer Ausweitung ihres Arbeitsangebots stärken. Positive Beschäftigungseffekte dieser Reform wären insbesondere auf Ausweitungen des Arbeitsangebots von Frauen zurückzuführen. Würde man diese Reform mit einer Reform der Mini- und Midijob-Regelungen kombinieren, so ließen sich weitere Anreizprobleme beheben: Insbesondere Frauen könnten der „Zweitverdiener:innenfalle“ entkommen, in die sie bei geringen Arbeitsstundenzahlen geraten oder zu geraten drohen. Gerade also eine Kombination der verschiedenen diskutierten Reformelemente würde zu einem Abbau von Beschäftigungshürden und einer Verbesserung der Anreize führen: Würde man das Realsplitting mit der Umwandlung der Mini- und Midijobs in sozialversicherungs- und steuerpflichtige Beschäftigung mit ansteigenden Sozialversicherungsbeitragssätzen (Phase-in) im Einkommensbereich von 0 bis 1.800 Euro pro Monat kombinieren, so ergäbe sich ein zusätzliches Arbeitsangebot von 124.000 Personen, davon 108.000 Frauen.

Im Vergleich mit der stark kontrovers diskutierten Individualbesteuerung würde das Realsplitting bei ungleichen Einkommensverhältnissen kaum zu einer Mehrbelastung führen, da dieses den im Status quo gegebenen Splittingeffekt des Ehegattensplittings lediglich begrenzt (was sich wiederum auf die Kosten der Anreizwirkung auswirkt). Höher belastet würden insbesondere Haushalte mit hohen, sehr ungleich zusammengesetzten Einkommen.

Durch einen Übergang zum Realsplitting entstehende staatliche Mehreinnahmen würden weitere Reformen im Mini- und Midijob-Bereich oder gar Steuersenkungen erlauben. So würde beispielsweise eine Reform der Mini- und Midijobs, mit einem langsamen Phase-in der Sozialversicherungsbeiträge, direkt finanzierbar, was viele Haushalte im Niedrigeinkommensbereich entlasten könnte. Im Zuge dessen würde vor allem die Erwerbstätigkeit von Frauen steigen.

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