Die Flagge der Vereinten Nationen weht an einem Flaggenmast.

Mehrheit der Deutschen setzt bei der Krisenbewältigung auf internationale Kooperation

Von einer internationalen Zusammenarbeit erhoffen sich die meisten Deutschen wesentliche Fortschritte bei der Lösung von Konflikten und globalen Problemen. Das zeigt eine aktuelle Umfrage anlässlich des 20. Salzburger Trilogs. Insbesondere die junge Generation sieht einen großen Mehrwert in der weltweiten Verständigung bei der Bewältigung von Krisen.

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Jörg Habich

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Klimawandel, Corona-Pandemie, Migration, kollabierende Staaten wie zum Beispiel aktuell Afghanistan: Um Herausforderungen von globaler Dimension zu lösen, braucht es nach mehrheitlicher Überzeugung der deutschen Bevölkerung eine bessere internationale Kooperation. Das ist das Ergebnis einer aktuellen repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Kantar in unserem Auftrag anlässlich des Salzburger Trilogs 2021.

Mit 84 Prozent erhoffen sich die meisten der Befragten Vorteile für den Klimaschutz. Doch auch mit Blick auf die Politikfelder Terrorismusbekämpfung (82 Prozent), Schutz der Grund- und Menschenrechte, Krankheitsbekämpfung (je 81 Prozent), Armutsbekämpfung (80 Prozent) sowie Wirtschafts- und Internetkriminalität (78 Prozent) geht jeweils ein sehr hoher Anteil davon aus, dass diese Themen von mehr globaler Zusammenarbeit profitieren würden.

Dabei fällt auf, dass die Generation der unter 30-Jährigen internationale Kooperationen in allen Bereichen noch wirkungsvoller bewertet als die Gruppe der über 60-Jährigen. Analog zur hohen Zustimmung zum Mehrwert länderübergreifenden Handelns erwartet jeder Zweite, dass internationale Organisationen bei der Lösung globaler Probleme eine stärkere Rolle spielen werden.

Weitere EU-Austritte und bewaffnete Konflikte zwischen USA und China befürchtet

Gleichwohl gehen viele Befragte davon aus, dass die internationale Zusammenarbeit großen Belastungen ausgesetzt sein wird. So rechnen 44 Prozent damit, dass nach Großbritannien ("Brexit") weitere Staaten aus der EU austreten werden. 46 Prozent erwarten dauerhafte Finanz- und Wirtschaftskrisen in Folge der Verschuldung durch die Corona-Hilfen.

Sehr pessimistische Einschätzungen äußern die Befragten in Bezug auf den technologischen Fortschritt. 84 Prozent erwarten, dass bis zum Ende dieses Jahrzehnts die globalen Technologiekonzerne weiter an Macht gewinnen werden. 72 Prozent gehen von einer Zunahme staatlicher Überwachungsmaßnahmen mithilfe künstlicher Intelligenz aus. Dass sich durch den Einsatz neuer Technologien die Klimaprobleme unserer Zeit lösen lassen, halten gerade einmal 30 Prozent für realistisch. Eine nicht unerhebliche Rolle spielt auch die Angst vor militärischen Konflikten: Mit 23 Prozent befürchtet fast jeder Vierte für dieses Jahrzehnt kriegerische Auseinandersetzungen zwischen den USA und China.
 
Liz Mohn, Initiatorin des Salzburger Trilogs, sagt: "Die aktuellen Krisen zeigen uns, wie zerrissen unsere Welt ist: Wir alle haben die Bilder aus Afghanistan vor Augen, wie schnell ein Land zerfallen kann und die Menschen nun angsterfüllt einer ungewissen Zukunft entgegensehen. Und die Coronakrise hat uns die Verletzlichkeit der Menschheit vor Augen geführt. Um sie einzudämmen, wurden Grenzen wieder geschlossen. Verstehen wir das unter internationaler Solidarität und globaler Verantwortung? Angesichts der Vielzahl von Herausforderungen brauchen wir gerade jetzt weltweit eine neue Aufbruchstimmung in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Wir brauchen neue Formen der internationalen Verständigung."

Angesichts der Vielzahl von Herausforderungen brauchen wir gerade jetzt weltweit eine neue Aufbruchstimmung in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Wir brauchen neue Formen der internationalen Verständigung.

Liz Mohn, Initiatorin des Salzburger Trilogs

UN und EU als wichtigste Organisationen für mehr internationale Zusammenarbeit

Weitgehend einig sind sich die Befragten in der Einschätzung, welche Organisationen und Plattformen besonders geeignet sind, um die internationale Zusammenarbeit zu verbessern. 73 Prozent von ihnen sehen hier die Vereinten Nationen gefordert, 67 Prozent erwarten das von der Europäischen Union. Erst danach folgen die Weltgesundheitsorganisation (WHO), die Gruppe der 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer (G20) sowie die Nichtregierungsorganisationen (NGOs). Darüber hinaus sehen knapp die Hälfte der Befragten in internationalen Sportereignissen sowie 40 Prozent in Festivals und Social Media wichtige Foren für den grenzüberschreitenden Austausch.

Bei den unter 30-Jährigen attestieren 60 Prozent den sozialen Netzwerken eine große Bedeutung in diesem Kontext. Insgesamt befürworten etwas mehr Menschen in West- als in Ostdeutschland, dass internationale Organisationen bei der Lösung weltweiter Probleme eine tragende Funktion einnehmen (52 zu 47 Prozent).

Der in diesem Jahr zum 20. Mal stattfindende Salzburger Trilog versammelt einmal im Jahr internationale Persönlichkeiten, um wechselnde Zukunftsfragen zu diskutieren. Bei dem von uns initiierten Gedankenaustausch stehen unterschiedliche Perspektiven aus Wirtschaft, Politik und Kultur im Vordergrund. Durch engagierte Diskussionen um Werte und Grundsätze hat sich der Trilog im Lauf der Jahre als außergewöhnliche Dialogveranstaltung etabliert. Der 20. Salzburger Trilog findet in diesem Jahr vom 23. bis 24. August statt und steht unter dem Motto "Gemeinsam in einer zerrissenen Welt".

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