Eine abgeschlossene Berufsausbildung ist der Königsweg in den deutschen Arbeitsmarkt, aber auch Arbeitskräften mit Teilqualifikationen (TQs) stehen viele Türen offen. Das zeigt eine Auswertung von 860.000 Online-Jobanzeigen der Bau- und der Gastronomie-Branche durch die Humboldt-Universität zu Berlin. In mehr als zwei Dritteln der Job-Anzeigen sind für Fachkräfte zwar mehrere TQs (im Schnitt 59 Prozent der möglichen TQ), aber kein volles Berufsprofil gefragt. Gleichzeitig wird von Hilfskräften mehr erwartet, als der Begriff „ungelernt“ weismacht (im Schnitt 24 Prozent der möglichen TQ).
Die Analyse der Online-Jobanzeigen im Zeitverlauf zeigt auch die Auswirkungen des ersten Lockdowns und der späteren Lockerung während der Corona-Krise. So brach beispielsweise die Zahl der Jobanzeigen für Hilfskräfte im Gastronomieservice mit Lockdown-Beginn Mitte März 2020 um mehr als 40 Prozent ein und brauchte lange, sich zu erholen. Die Nachfrage im Baugewerbe litt viel weniger unter der Corona-Krise und zog schon deutlich vor dem Ende des Lockdowns kräftig an.
Für die Arbeitsmarkt- und Weiterbildungspolitik geben unsere Ergebnisse wichtige Hinweise:
- Für Menschen ohne Berufsabschluss bieten Teilqualifikationen eine große Chance. Sie sind der Schlüssel zu einer direkten Beschäftigung. Wenn sich Teilqualifizierte Schritt für Schritt weiterbilden, wird ein beruflicher Vollabschluss greifbar, der für alle Bereiche eines Berufes qualifiziert.
- Die Analyse von Online-Jobanzeigen hat das Potenzial, das Arbeitsmarktgeschehen künftig besser zu modellieren und adäquater auf Veränderungen reagieren zu können als bisher.