Junge mit virtueller Realitäts Brille

Die Corona-Krise rückt auch neue Kompetenzen in den Fokus von Schule

Vom 15. bis 19. Juni veranstaltete das Projekt "In Vielfalt besser lernen" eine digitale Themenwoche zu den 21st Century Skills. Die rund 250 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Schule, Verwaltung, Politik und Wissenschaft bestätigten, dass dieses Thema derzeit großes Interesse erzeugt. Die Kombination aus Workshop-Angeboten, Live-Webinaren sowie der Austausch über Slack und Padlet stießen auf sehr positive Resonanz.

Im Fokus der Themenwoche standen vor allem zwei Fragen: Was sind die relevanten 21st Century Skills, und wie können wir diese im Schulalltag vermitteln? In Bezug auf das "Was" wurde zum Start der Themenwoche der OECD Lernkompass vorgestellt, der derzeit von uns aus dem Englischen übersetzt und für den deutschen Kontext adaptiert wird. Der Lernkompass stellt ein Rahmenkonzept für Lernen im 21. Jahrhundert dar und nimmt neben den klassischen fachlichen Kompetenzen vor allem drei sogenannte transformative Kompetenzen in den Blick: Neue Werte schaffen, Verantwortung übernehmen und Umgang mit Spannungen und Dilemmata.

In ihrer Keynote berichtete Anne Sliwka von der "Grammatik der Schule", welche derzeit noch immer sehr stark im Industriezeitalter verhaftet ist. Sie betonte dabei, dass die Wissensarchitektur im 21. Jahrhundert eine andere sei und verdeutlichte anhand von Schulen aus Schweden, Australien und Neuseeland, wie zeitgerechtes Lernen gestaltet sein kann. Doch ausgezeichnete Beispiele für gute Schulen lassen sich auch in Deutschland finden; zum Beispiel die Ernst-Reuter-Schule in Karslruhe. Der Schulleiter, Micha Pallesche, zeigte anhand seiner eigenen Schule auf, wie die Transformation hin zu einer "Schule für das 21. Jahrhundert" gelingen kann.

Dienstag, Mittwoch und Donnerstag ging es für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit einer großen Auswahl an Workshops weiter. Dabei wurde einerseits die konkrete Umsetzung der zuvor genannten transformativen Kompetenzen im Schulalltag diskutiert, aber auch Rahmenbedingungen, wie zum Beispiel Digitalisierung, Ganztag und Leistungsbeurteilung, besprochen. Ein besonderes Highlight war am Mittwochnachmittag der Austausch mit zwei Jugendlichen aus dem JugendExpertenTeam des Projekts Familie und Bildung. Marius und Emily berichteten hautnah von ihren schulischen Erfahrungen vor und auch während der Corona-Krise. Dabei wurde einmal mehr die entscheidende Rolle von Lehrkräften deutlich und die beiden betonten, dass guter, zeitgemäßer (und auch digitaler) Unterricht weder vom Fach noch vom Alter der Lehrkraft abhängig ist.

Den Abschluss der Woche bildeten am Freitag eine Podiumsdiskussion und ein Barcamp. In einer spannenden Runde diskutierte Jörg Dräger mit Anne Sliwka, Micha Pallesche, Dorit Stenke (Staatssekretärin im Kultusministerium Schleswig-Holstein) und Emily Sawatzki unter Moderation von Johannes Büchs zum Thema: "21st Century Skills - Transformationskonzept oder Altbekanntes? Auch hier stand die Bedeutung von Lehrkräfte immer wieder im Fokus. Zudem betonte Herr Dräger, dass wir in Zukunft die 21st Century Skills auch "messen" müssen, um deren Relevanz im Schulalltag zu erhöhen. Im Barcamp hatten Interessierte schließlich die Chance, Ideen aus der Woche zu vertiefen, eigene Sessions und neue Gedanken einzubringen.

Ursprünglich als Präsenzveranstaltung über zwei Tage angelegt, entpuppte sich der coronabedingte, kurzfristig entwickelte Alternativplan einer digitalen Themenwoche als voller Erfolg. Wir haben viele positive Rückmeldungen bekommen und stehen mit den Teilnehmenden weiterhin über Slack in Kontakt. Vor allem die Livestreams der Webinar-Formate auf unserer Website, die auch im Nachgang als Aufzeichnung über Youtube zur Verfügung stehen, haben die Reichweite und Nachwirkung der Veranstaltung stark erhöht.