Das war Thema unseres kommunalen Fachaustausches am 26. Juli 22, den Bertelsmann Stiftung und Alliance4Ukraine diesmal zusammen mit dem Projekt Land.Zuhause.Zukunft von Robert Bosch Stiftung und der Universität Hildesheim durchführten.
Vor diesem Hintergrund sind digitale Lösungsansätze von besonderem Interesse. Einige Landkreise haben die Chance digitaler Lösungen erkannt und setzen diese um. Unsere Good Practice Beispiele kamen diesmal aus dem Landkreis Karlsruhe und dem Landkreis Weilheim-Schongau.
Die Integreat App des Landkreises Karlsruhe wurde bereits vor dem Krieg in der Ukraine auf den Weg gebracht. Als Ende Februar viele Menschen vor dem Krieg in der Ukraine flüchteten, war es von Vorteil, dass der Landkreis Karlsruhe schon über ein großes Netzwerk an Kooperationspartnerinnen und Kooperationspartnern verfügte, welches bereits aktiv die Integreat App nutzte. „Wir konnten mit der Integreat App die Schutzsuchenden aus der Ukraine sofort mit Infos versorgen,“ so Janika Litterst, Bildungskoordinatorin des Landkreises Karlsruhe. Denn die Integreat App enthält in Karlsruhe neben „Live Inhalten“, die von Integreat selbst aktualisiert werden, auch viele weitere lokale Informationen wie z. B. zur medizinischen Versorgung, zur Eröffnung von Bankkonten, zum Bildungssystem – und zu allgemeinen Fragen wie: „Wohin muss ich mich wenden?“. Darüber hinaus wurden auch Anträge und Formulare in der Integreat App hinterlegt (z. B. JobCenter, AsylbLG, Aufenthaltserlaubnis…). Ukrainisch ist mittlerweile als 11. Sprache in die App aufgenommen worden. Matthias Schmitt vom Landratsamt Karlsruhe bestätigte mit Kennzahlen, dass die App von der Zielgruppe aus der Ukraine sehr gut angenommen wird. Allein im Mai dieses Jahres wurde sie über 10.000 mal aufgerufen und im Zeitraum seit März sind 47% der Fremdsprachenaufrufe auf russisch oder ukrainisch. Daniel Kehne, einer der Initiatoren des bundesweiten Tools Integreat App erläuterte, dass viele Kommunen, aber auch zivilgesellschaftliche Träger oder Integrationsräte, die App vor Ort aufbauen und anbieten.
„Was braucht Ihr von uns?“ Diese Frage ist inzwischen ein Prinzip von Ingeborg Bias-Putzier, Integrationslotsin im Landkreis Weilheim-Schongau, die den Ansatz ihres Landkreises präsentierte. Denn im Laufe des Prozesses zur Erarbeitung eines Integrationskonzeptes für den Landkreis hat ein Umdenken der beteiligten Akteur:innen stattgefunden: Anstatt der Zielgruppe Angebote vorzusetzen, kamen die Akteur:innen im Landkreis zu der Erkenntnis, dass keine Angebote ohne die entsprechende Zielgruppe entwickelt werden können. Die Frauen aus der Ukraine und aus anderen Zuwanderungsländern wertschätzten diesen Ansatz: "Endlich werden wir gefragt!" Ziel der Angebotsentwicklung war es, insbesondere den zugewanderten Frauen Integrations- und Teilhabemöglichkeiten zu bieten, jeweils für sich, aber auch als „Integrationsanker der Familien“. Dazu gehören Angebote für soziale und kulturelle Teilhabe, sei es in Bildung, Kultur oder Nachbarschaft. Um die Frauen besser zu erreichen, wurde auf einen digitalen Ansatz gesetzt, um Zugangswege zu analogen Angeboten zu ermöglichen. Neben der Integreat App wird hierfür ein zusätzliches digitales Tool entwickelt.