Studentenhut auf einer ukrainischen Flagge

Ukraine: Online Austausch - Geflüchtete, Studierende aus Drittstaaten

Menschen, die ohne ukrainischen Pass nach Deutschland kommen, haben einen sehr ungesicherten Status. Vor allem internationale Studierende gehören zu dieser Gruppe. Ihnen wird der vorübergehende Schutz, den die Ukrainer:innen bekommen, um sich legal in Deutschland und der EU aufhalten zu können, in der Regel nicht gewährt.

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In Deutschland durften sich geflüchtete Drittstaatenangehörige aus der Ukraine bis Ende August visumfrei aufhalten. Seitdem sind sie teilweise ausreisepflichtig, je nach Standort und Bundesland wird unterschiedlich verfahren. Im Ukraine: Online Austausch ging es um die Frage: Wie kann Drittstaatler:innen aus der Ukraine, vor allem internationalen Studierenden, die in Deutschland ihr Studium weiterführen und abschließen möchten, geholfen werden? Unsere Good Practice Beispiele kamen diesmal aus der Stadt Bielefeld und von der zivilgesellschaftlichen Initiative „Be your Future“ in Köln.

„Das Programm „Study on, Ukraine“ wurde von uns geschaffen, um aus der Ukraine flüchtenden Studierenden zu ermöglichen, ihr Studium in Form eines Austauschsemesters fortzusetzten. Unter den 56 im Sommersemester aufgenommenen Studierenden waren zahlreiche Drittstaatler*innen, allein 34 aus Nigeria, die meisten studierten vor ihrer Flucht Medizin an ukrainischen Universitäten“, erläuterte Sebastian Neuhaus-Ewering von der FH Bielefeld, der im International Office die Projektkoordination der Studienbegleitung Integra innehat. Den studierenden Drittstaatler:innen aus der Ukraine bescheinigt er trotz hoher Belastungen „herausragende Ergebnisse“ in den Deutschkursen. „Es handelt sich um eine extrem leistungsfähige Zielgruppe“, so Neuhaus-Ewering. Allerdings sorgt er sich um sie, da für viele Studierende aus Drittstaaten der Aufenthalt weiter ungesichert ist und aktuell angebotene Stipendien im Februar auslaufen. Bei vielen laufen Ende Januar die Fiktionsbescheinigungen der Ausländerbehörde ab. Dabei seien viele hochinteressiert an der Fortführung ihres Studiums in Deutschland oder an der Aufnahme eines inhaltlich ähnlichen Studiums, etwa einem Pflegestudium. Die Herausforderungen seien also der Aufenthaltstitel und die Studienfinanzierung. Denn die geforderten 11.000,-€ für das Sperrkonto, welches für die Vergabe von Studentenvisa gefordert werden, seien eine hohe Hürde. 

Direkt nach Ausbruch des Angriffskriegs gegen die Ukraine haben Gina Hitsch und ihre Freundinnen von „Be your Future“ in Köln Kontakt mit internationalen Studierenden aufgenommen, Spenden gesammelt, Busse organisiert und die ehrenamtliche Initiative „Blacks in Cologne“ gegründet. Denn nicht wenige Schwarze Studierende berichteten von rassistischen Vorfällen. Bei den Drittstaatler:innen bzw. internationalen Studierenden aus der Ukraine war und ist der größte Engpass die Fiktionsbescheinigung. Denn in den meisten Fällen laufen die Fiktionsbescheinigungen bereits bis Februar aus. „Wir begleiten die Leute zu den Behörden“. Dies bedeute, dass sie und ihre Mitstreiter:innen sich intensiv in die Rechtslage einarbeiten und Papiere übersetzen müssen, so schildert Gina Hitsch eine der Schwer-punktaufgaben der ehrenamtlich Aktiven. Diese stehen vor dem Dilemma: „Einerseits haben wir Ehrenamtlichen kaum noch Kapazitäten, andererseits möchten wir die Leute nicht im Stich lassen“. Denn die meisten der internationalen Studierenden befinden sich in einer Sackgasse.

Im anschließenden Austausch der Teilnehmenden wird deutlich, dass die Handhabung der Aufenthaltsmöglichkeit für die geflüchteten Drittstaatler:innen aus der Ukraine von Ausländerbehörde zu Ausländerbehörde unterschiedlich gehandhabt wird. Manche nutzen ihren Ermessensspielraum und räumen nach § 16 b eine Bleibemöglichkeit ein. Doch dies erfordert einen Platz in einem Sprachkurs und die Sicherung des Lebensunterhalts. Beides zu sichern, ist eine Herausforderung. Als empfehlenswert zeigt sich die Zusammenarbeit zwischen Hochschule, Ausländerbehörde, Stadtverwaltung (Integrationsbüro) und anderen Akteuren, wie dies beispielsweise in Bochum praktiziert wird. Es fehle an bundesweit klaren Regelungen, waren sich die Teilnehmenden einig. Auf Unverständnis stieß der Widerspruch, dass in Deutschland dringend Fachkräfte gesucht werden und gleichzeitig internationale Studierende kurz vor ihrem Abschluss, beispielsweise in medizinischen Fächern, in ihr Herkunftsland zurückgeschickt werden. „Die Niederlande zeigen, dass es möglich ist, sehr pragmatisch den Aufenthalt auch der Drittstaatler:innen zu ermöglichen“, so Rhett Büttrich von der Alliance4Ukraine.  

Der nächste Online-Austausch von Bertelsmann Stiftung und Alliance4Ukraine findet am 17. Januar 2023 zum Thema Kommunikation und Information statt. Das Format wird alle 14 Tage dienstags in der frühen Mittagszeit, in der Regel von 11:30 bis 12:30 Uhr angeboten.​​

Weitere Infos: www.willkommen-in-kommunen.de