Das staatlich-zivilgesellschaftliche Programm zur Aufnahme von besonders schutzbedürftigen Flüchtlingen NesT wurde 2019 mit finanzieller Unterstützung einiger Stiftungen wie der Bertelsmann-Stiftung als Pilot gestartet und Anfang 2023 verstetigt. Bereits bei der Konzeptionierung haben Staat, UNHCR, Kirchen, Wohlfahrtsverbände und Stiftungen zusammengearbeitet und auch die Umsetzung erfolgt gemeinsam und auf Augenhöhe. Programmverantwortlich sind das Bundesinnenministerium (BMI), das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) sowie die Bundesintegrationsbeauftragte. Für die Programmdurchführung wurde die Zivilgesellschaftliche Kontaktstelle (ZKS) geschaffen. „Das Herzstück von NesT sind die Mentor:inen-Gruppen“, so Doris Dickel vom Arbeitsstab der Bundesintegrationsbeauftragten. „Die Mentor:innen begleiten die Flüchtlinge von Anfang an“. NesT ist Teil des EU-Resettlement-Programms, das für besonders Schutzbedürftige besteht, die nicht zurück in ihr Herkunftsland können und auch in ihrem Erstaufnahmestaat nicht sicher sind. Der UNHCR prüft in den Erstaufnahmeländern anhand festgelegter Kriterien den besonderen Schutzbedarf und schlägt den deutschen Behörden die Flüchtlinge zur Aufnahme vor. Das BAMF und die Sicherheitsbehörden entscheiden über die Aufnahme, so dass die Flüchtlinge nach ihrer Einreise nach Deutschland kein Asylverfahren durchlaufen müssen, sondern eine Aufenthaltserlaubnis für drei Jahre erhalten, die zu einem dauerhaften Aufenthaltsrecht verlängert werden kann. Sie haben zudem Anspruch auf Sozialleistungen und Zugang zu einem Integrationskurs von Anfang an.
„Es braucht unterschiedliche Talente, um Flüchtlinge zu begleiten“, so Axel Rolfsmeier von der evangelischen Kirche im Rheinland und der ZKS. Hierzu gehören beispielsweise pädagogisches Geschick, Kontakte in die Verwaltung oder Kenntnisse zum Thema Arbeitsmarkt. Diese Talente können in einer Gruppe zusammengebracht werden, so Rolfsmeier. Eine Gruppe besteht aus mindestens vier Personen. Die Mentor:innen werden durch ein Schulungskonzept unterstützt, beispielsweise durch Schulungen zum Thema „Nähe und Distanz im Ehrenamt“ oder „Umgang mit Traumata“. Die Mentor:innen-Gruppe organisiert eine Wohnung, bevor die geflüchtete Familie oder Gruppe nach Deutschland kommt und finanziert die Nettokaltmiete für ein Jahr. Die Wohnungen werden über die Kommune, die Zivilgesellschaft, über private Familien oder über den privaten Wohnungsmarkt gefunden, auch wenn das nicht einfach ist. Doch mit kreativen Ideen und guten Netzwerk-Kontakten finden die Mentor:innen-Gruppen meistens gute Lösungswege.