kleine Tafel mit der Aufschrift Sprechen Sie Deutsch?

Ukraine: Online Austausch - Sprache

Ob bei der Arbeit, in der Ausbildung oder im Alltag – die deutsche Sprache ist oft Vorausset-zung, um gut in Deutschland zurecht zu kommen. Viele Schutzsuchende aus der Ukraine fragen sich derweil, ob sich ein Integrations- oder Sprachkurs überhaupt lohnt. 

Inhalt

Niemand weiß, wie lange der Krieg noch dauern und wann eine Rückkehr möglich sein wird. Das Lernen der deutschen Sprache ist in der Zwischenzeit essenziell, um mit den Gastgeber:innen oder Nachbarn zu reden, um den Kindern bei Schulaufgaben oder beim Kitabesuch zu helfen und um einkaufen zu können. In unserem Ukraine: Online Austausch – Sprache am vergangenen Dienstag wurden sehr unterschiedliche Angebote zur Sprachförderung präsentiert: die „Sprachwerkstatt für Frauen mit Kinderbetreuung“ des Kreises Gütersloh, ein digitales Sprachangebot von Babbel und das Projekt „Familien erleben zusammen Sprache“ der Ev. Familienbildungsstätte Kehdingen/Stade e.V.

Es war ein Glücksfall, dass der Kreis Gütersloh bereits vor einigen Jahren niedrigschwellige Sprachkurse entwickelt hat. Niedrigschwellig, das bedeutet in dem Fall: kostenlos, mit Kinderbetreuung, wohnortnah. Denn bereits bei früheren Zuwanderungsgruppen wurde immer wieder deutlich, dass Frauen oft zu hohe Hürden haben, wenn sie Sprachkurse besuchen möchten. Eine Hürde heißt Kinderbetreuung. Nun, als viele Schutzsuchende aus der Ukraine nach Gütersloh gekommen sind, konnte und kann genau auf dieses Angebot mit Kinderbetreuung zurückgegriffen werden. „Dank eines politischen Beschlusses durch den Kreisausschuss im April konnten wir unser Sprachangebot spontan aufstocken, sodass mehr Plätze auch für Ukrainerinnen angeboten werden konnten.“ so Vera Lengersdorf vom Kommunalen Integrationszentrum (KI) des Kreises Gütersloh. In der Regel richten sich die Kurse an Zielgruppen aus verschiedenen Herkunftsländern. Es handelt sich, so ergänzte Manuel Erdmeier vom KI Kreis Gütersloh, um eine Brücke zum staatlichen Regelangebot.

Ein digitales Sprachangebot bietet dagegen Babbel. „Wir konnten nicht untätig zusehen“, begründete Susanne Wechsler, Director Babbel Impact, das soziale Engagement des Unternehmens. Denn anders als die Lernangebote für andere Sprachen, bietet Babbel Deutschlernen für Ukrainerinnen kostenlos an. „Nichts ersetzt das Offline-Gespräch“, räumte Susanne Wechsler ein. Doch könne das online Angebot von Babbel auch Sprachkurse in Präsenz ergänzen. Diese Methodenmischung (Blendet Learn-ing) ist eine Möglichkeit, Babbel zu nutzen. Zudem kommen für viele Schutzsuchende aus der Ukraine die regulären Sprach- bzw. Integrationskurse erst zu einem späteren Zeitpunkt infrage. Die Lektionen sind kurz, 10-15 Minuten, und wurden von Fachleuten entwickelt. Alina Ambros, Mitveranstalterin seitens der Alliance4Ukraine, wies noch auf andere Online Angebote hin, beispielsweise „Lern Fair“, das sich dezidiert an Kinder und Jugendliche richtet.
 
An Familien richtet sich das Projekt FezS, „Familien erleben zusammen Sprache“ der Familienbildungsstätte im niedersächsischen Stade. Es wurde bereits 2005 von Susanne Kühn, Pädagogische Beratung & Projektbegleitung, entwickelt und in enger Zusammenarbeit mit Sonja Mäder, Leiterin der Ev. Familienbildungsstätte Kehdingen/Stade e.V., umgesetzt. Sprache wird als Zugang zur neuen Umgebung verstanden. Das Angebot richtet sich an Eltern und Kinder, die gemeinsam in die deutsche Sprache „hineinwachsen“ sollen. Hierbei ist die Frage ausschlaggebend: „Was brauchen die Kinder? Und was brauchen die Eltern?“. Auch in Stade konnte direkt auf diese bestehende Struktur zurückgegriffen werden, als viele Schutzsuchende aus der Ukraine kamen. Kinder aus der Ukraine von 0-6 Jahren mit ihren Müttern besuchen diese Eltern-Kind-Gruppen. Eine Gruppe von 6-10 Müttern mit ihren Kindern wird jeweils von zwei qualifizierten Gruppenleiterinnen begleitet – davon eine mit deutschem und eine mit „mehrheimischem“ Hintergrund, erläuterte Susanne Kühn das Konzept. Eine Gelingensbedingung, betonte Sonja Mäder, ist die kontinuierliche, nachhaltige Arbeit.

Der anschließende Austausch zeigte, als wie wichtig das Thema Sprache von den rund 70 Teilnehmenden erachtet wird. Alina Ambros, Alliance4Ukraine, und unsere Kollegin Claudia Walther waren sich einig, dass Kinderbetreuung ein wichtiger Erfolgsfaktor für Deutschangebote ist. Auch die Zusammenarbeit zwischen Kommunalverwaltung, Sprachkursträgern und anderen Akteuren ist eine Voraussetzung, damit die Sprachangebote bedarfsorientiert angeboten und gut angenommen werden. 

Der nächste Online-Austausch von Bertelsmann Stiftung, Alliance4Ukraine und Familiengerechte Kommune e.V.  findet am 6. September zum Thema Potenzial der Selbständigkeit statt. Das Format wird alle 14 Tage dienstags in der frühen Mittagszeit, in der Regel von 11:30 bis 12:30 angeboten.​​

Weitere Infos: www.willkommen-in-kommunen.de