Von Karola Klatt
In jüngster Zeit haben wir erlebt, wie Bundeskanzler Olaf Scholz seine sogenannte Richtlinienkompetenz, ein verfassungsmäßig zugestandenes Machtwort, gebrauchte, um dem erbitterten Streit der beiden Minister Robert Habeck und Christian Lindner zum Thema AKW-Laufzeiten ein Ende zu setzen. Untereinander waren die Ministerien offenbar nicht in der Lage, eine Einigung zu erzielen. Kurz darauf drückte Scholz gegen den Einspruch von sechs Fachministerien eine, wenn auch abgespeckte, Beteiligung des chinesischen Staatskonzerns Cosco an einem Terminal des Hamburger Hafens durch. Diese Machtdemonstrationen des Bundeskanzlers zeigen deutlich: Es hakt in der Zusammenarbeit zwischen den Ministerien und auch in der Kooperation der Ministerien mit dem Kanzleramt.
Einerseits zeigen diese jüngsten Verwerfungen, dass der Zusammenhalt in der Koalition doch nicht so groß ist, wie es nach außen scheinen sollte, und jede der drei Ampelparteien um ihre Profilierung kämpft. Andererseits gibt es auch strukturelle Gründe für dieses offensichtliche Unvermögen in der politischen Zusammenarbeit.