Die wichtigsten Handlungsfelder aus Sicht der Kommunen sind: Schulentwicklung, Bürgerschaftliches Engagement, Wirtschaftsförderung, Stadtplanung, Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie altersgerechtes Wohnen. Zum Teil setzen große und kleine Kommunen aber unterschiedliche Prioritäten: So haben die Themen Armutsbekämpfung, Förderung benachteiligter Gruppen, soziale Eingliederung und Ghettobildung für die großen Städte eine wesentlich höhere Bedeutung als für kleine Gemeinden. Noch stabilisiert die Binnenwanderung die westdeutschen Kommunen auf Kosten ihrer ostdeutschen Nachbarn. Die Folgen: Der Rückbau von Infrastruktur ist für 60 Prozent der Kommunen im Osten ein Thema mit hoher Priorität; im Westen sind es nur 40 Prozent. Wohnungsleerstand sehen sogar 68 Prozent der befragten Ost-Kommunen als wichtiges Thema, während dies nur für 18 Prozent der West-Kommunen der Fall ist.
Trotz der fortschreitenden Alterung der Gesellschaft geben nur 55 Prozent der Befragten an, dass sie eine zukunftsorientierte Seniorenpolitik betreiben. Auch hier sind Unterschiede zwischen großen und kleinen Kommunen erheblich: 90 Prozent der großen Städte, aber nur 45 Prozent der befragten Kommunen unter 20.000 Einwohner kümmern sich bereits um dieses Thema.
Um Veränderungen vor Ort zu erreichen, halten 85 Prozent der Kommunen es für dringend erforderlich, das öffentliche Bewusstsein zu schärfen. Kommunen, die über Prognosedaten auf Gemeindeebene verfügen, sehen sich besser für die Zukunft gerüstet als andere. "Auf Basis der Prognosen müssen Kommunen Ziele formulieren und sich klare politische Prioritäten setzen. Dies erfordert starke Führung. Bei der Gestaltung des demographischen Wandels gibt es keine Patentlösungen: Vor Ort sind differenzierte Strategien notwendig, um die Belange kleiner und großer Kommunen zu berücksichtigen", so Kerstin Schmidt, Projektmanagerin der Bertelsmann Stiftung.
Die Bürgermeisterbefragung wurde im Rahmen der "Aktion Demographischer Wandel" der Bertelsmann Stiftung durchgeführt. Das Projekt erarbeitet Konzepte für die notwendigen Reformen auf allen Ebenen des Staates und hilft bei deren Umsetzung.
Über die Bertelsmann Stiftung:
Die Bertelsmann Stiftung versteht sich als Förderin des Wandels für eine zukunftsfähige Gesellschaft. Sie will Reformen in den Bereichen Bildung, Wirtschaft und Soziales, Gesundheit sowie Internationale Verständigung voranbringen. Die 1977 von Reinhard Mohn gegründete, gemeinnützige Einrichtung hält die Mehrheit der Kapitalanteile der Bertelsmann AG. In ihrer Projektarbeit ist die Stiftung unabhängig vom Unternehmen und parteipolitisch neutral.