In der Umfrage spricht sich die große Mehrheit für einen verbindlichen Kita-Besuch aus: 86 Prozent der deutschsprachigen Bevölkerung stimmen dieser Forderung ebenso zu wie 92 Prozent der Befragten aus russischen Zuwandererfamilien und 96 Prozent der Befragten mit türkischem Migrationshintergrund. Das bevorzugte Schulmodell ist für alle Bürger in Deutschland die Ganztagsschule: Sowohl in der deutschsprachigen Bevölkerung als auch unter den Befragten mit russischem oder türkischem Migrationshintergrund wünschen sich über 70 Prozent schulische Angebote auch am Nachmittag.
Klare Mehrheiten finden sich auch auf die Frage, ob Schulen in benachteiligten Stadtteilen besser ausgestattet sein sollen als andere Schulen: Das wünschen sich 66 Prozent der deutschsprachigen, 71 Prozent der russisch- und sogar 76 Prozent der türkischstämmigen Befragten. Alle drei Bevölkerungsgruppen zeigen sich bereit, auch einen finanziellen Beitrag für die Verbesserung des Bildungswesens zu leisten. 73 Prozent der deutschsprachigen Bevölkerung, 82 Prozent der Befragten mit türkischem und 67 Prozent der Bürger mit russischem Migrationshintergrund bekunden ihren Willen, für ein besseres Bildungswesen höhere Steuern zu zahlen.
58 Prozent der Bürger bezweifeln zudem, dass ein Hauptschulabschluss ausreicht, um in der Gesellschaft voranzukommen – bei Einwanderern aus der ehemaligen Sowjetunion sind es 63 Prozent, bei türkischstämmigen Migranten sogar 76 Prozent. Übereinstimmung gibt es auch beim Wunsch nach einer Ausbildungsplatzgarantie: 90 Prozent der deutschsprachigen Bevölkerung, ebenfalls 90 Prozent der Befragten mit russischer und sogar 95 Prozent der Befragten mit türkischer Zuwanderungsgeschichte befürworten diese Form echter Bildungschancen für Jugendliche.
"Die Menschen in Deutschland – besonders diejenigen mit Migrationshintergrund – sehen in der Bildung den zentralen Hebel zu gesellschaftlichem Fortkommen", ordnet Jörg Dräger, Mitglied des Vorstandes der Bertelsmann Stiftung, das Ergebnis ein. "Deutschland muss seinen Bürgern wieder ein echtes Aufstiegsversprechen geben. Die Bevölkerung hat klare Vorstellungen davon, wie das geändert werden kann – durch einen verbindlichen Kitabesuch, besser ausgestatte Schulen in schwierigen Stadtteilen, mehr Ganztagsschulen und eine Ausbildungsgarantie. Gerade Migranten fordern bessere Bildungschancen."
Den Ergebnissen der Studie zufolge sind die Bürger davon überzeugt, dass Bildung der Schlüssel zu wirtschaftlichem Erfolg und Integration ist. Unter den deutschsprachigen Befragten sind 83 Prozent der Ansicht, dass ein besseres Bildungssystem die deutsche Wirtschaft international stärken würde. 78 Prozent glauben, dass in Deutschland bei einem besseren Bildungssystem weniger soziale Ungleichheit herrschte. 65 Prozent meinen, Ausländer würden besser eingebunden, wenn Deutschland ein besseres Bildungssystem hätte. Diese Ansicht vertraten auch 69 Prozent der Befragten mit russischem und sogar 85 Prozent mit türkischem Migrationshintergrund.
Als Schlüssel für die persönliche Zufriedenheit sehen 39 Prozent der deutschsprachigen Bevölkerung das wichtigste Motiv für den Erwerb guter Bildung. Weitere 35 Prozent geben den beruflichen Erfolg als wichtigstes Motiv an, für 10 Prozent ist ein guter Verdienst das ausschlaggebende Ziel. Eine etwas andere Prioritätensetzung nehmen die Befragten mit türkischer Zuwanderungsgeschichte vor: Hier steht für 45 Prozent der berufliche Erfolg auf Platz eins, gefolgt von persönlicher Zufriedenheit (20 Prozent) und sozialer Akzeptanz (16 Prozent). Unter den Befragten mit Wurzeln in Russland steht der berufliche Erfolg für 34 Prozent an erster Stelle, 21 Prozent definieren persönliche Zufriedenheit als wichtigstes Ziel guter Bildung und für 19 Prozent ist ein guter Verdienst der größte Anreiz.
Zur Befragung:
Die Umfrage wurde durch das Institut TNS Infratest durchgeführt. Die repräsentative Basisbefragung berücksichtigte insgesamt 2.005 Personen ab 14 Jahren, darunter 250 Menschen mit russischem und 250 Menschen mit türkischem Migrationshintergrund. Die Teilnehmer wurden nach Zufall repräsentativ ausgewählt und vom 8. bis 27. Februar 2011 per computergestützter Telefoninterviews befragt.