Pressemitteilung, , Gütersloh: Studie: Kinder und Jugendliche in Deutschland von der Politik enttäuscht

Bertelsmann Stiftung: Mitwirkungsmöglichkeiten in Schulen und Kommunen müssen verbessert werden

Besonders Besorgnis erregend finden die Experten der Bertelsmann Stiftung den Befund, dass immerhin 35,3 Prozent der Kinder und Jugendlichen der Aussage zustimmen, "eine starke Hand müsste wieder mal Ordnung in unseren Staat bringen". Damit diese Einstellung nicht zum Einfallstor für extremistische Ideologien wird, forderte der Vorstandsvorsitzende der Bertelsmann Stiftung, Professor Heribert Meffert, die Mitwirkungsmöglichkeiten von Kin­dern und Jugendlichen in allen gesellschaftlichen Bereichen zu stärken.

Die Ergebnisse der Befragung zeigen, dass es im Hinblick auf die Partizipationsmöglichkeiten vor allem ein Gefälle zwischen den drei Bereichen Familie, Schule und Kommune gibt. Wäh­rend drei Viertel der Schülerinnen und Schüler angaben, zu Hause viel oder sehr viel mitbestimmen zu können, sehen in den Schulen nur knapp 15 Prozent der Befragten diese Mög­lichkeit.

Lediglich 13,6 Prozent der jungen Menschen gaben an, sich bereits intensiv in der Kommune engagiert zu haben. Als Gründe für die mangelnde Mitwirkung wurden fehlende Informatio­nen, mangelndes Interesse an kommunalpolitischen Themen und zu geringes Vertrauen in die Politiker genannt. Wenn sich Kinder und Jugendliche beteiligen, bevorzugen sie die Teil­nahme an konkreten Projekten und Aktionen. Repräsentative Formen wie Jugendparlamente werden kaum genutzt.

Die Studie identifiziert Faktoren, mit denen die Mitwirkungsmöglichkeiten für Kinder und Jugendliche in den Kommunen verbessert werden können: Wichtig seien positive Partizipati­onserfahrungen in Schule, Verein und Kommune, umfassende Information über Mitwir­kungsmöglichkeiten, das Zutrauen in die eigene Kompetenz, ein engagierter Freundeskreis und der eigene Wunsch, etwas verändern zu wollen. Heribert Meffert sieht vor allem die Kommunen und die Schulen in der Pflicht: "In diesem Erfahrungsfeld entscheidet sich auch, welche Einstellungen junge Menschen zu Politik und Demokratie entwickeln."

Die Studie wurde unter der wissenschaftlichen Leitung von Prof. Reinhard Fatke vom Päda­gogischen Institut der Universität Zürich durchgeführt. Sie ist Bestandteil des Projektes "mitWirkung!", das die Bertelsmann Stiftung gemeinsam mit UNICEF und dem Deutschen Kinderhilfswerk ins Leben gerufen hat. Ziel dieser Initiative ist es, Kinder- und Jugendbetei­ligung zu stärken.