Pressemitteilung, , Gütersloh: Wie steht es um das Engagement von Jugendlichen in Deutschland?

Kluft zwischen Bereitschaft und tatsächlichem Engagement

Vor allem Schüler und Studierende haben immer weniger Zeit für freiwillige Tätigkeiten. Ursachen dafür sind Ganztagsschulen, die Verkürzung der gymnasialen Schulzeit von neun auf acht Jahre sowie die Umstellungen auf das Bachelor- bzw. Master-Studium. So engagieren sich 51 Prozent der Gymnasiasten, die in neun Jahren zum Abitur geführt werden, aber nur 41 Prozent derjenigen, die diesen Schulabschluss in acht Jahren erreichen möchten. Die Engagement-Quote von Ganztagsschülern liegt mit 31 Prozent acht Punkte unter der von Schülern, die mittags Schulschluss haben.

Dabei ist die Bereitschaft, sich stärker freiwillig zu engagieren, im Laufe von zehn Jahren um 10 Prozent gestiegen und liegt bei jungen Menschen mit Migrationshintergrund mit 54 Prozent insgesamt sogar deutlich über der Gesamtquote von 49 Prozent. Sie finden aber offensichtlich weniger Möglichkeiten, aktiv zu werden. Während 31 Prozent der „einheimischen“ Jugendlichen beispielsweise Mitglied in einem Verein sind, liegt die Zahl der Jugendlichen mit Migrationshintergrund nur bei 16 Prozent.

„Wir müssen gerade Jugendlichen aus Migrantenfamilien, die mitmachen wollen, den Zugang zu unseren zivilgesellschaftlichen Strukturen erleichtern. Vereine und Organisationen tun gut daran, ihnen die Türen zu öffnen und dieses Potenzial zu nutzen“, sagt Dr. Brigitte Mohn, Vorstandsmitglied der Bertelsmann Stiftung. Mit dem Projekt „jungbewegt“ will sie dazu beitragen, dass junge Menschen früh erfahren, wie bereichernd es ist, Verantwortung zu übernehmen und das Gemeinwesen aktiv mitzugestalten.

Je jünger, desto eher machen junge Menschen mit: im Sport, in der Kirche, in einer Theater- oder Musikgruppe, in der Schülervertretung, beim Naturschutz oder in den Jugendverbänden. Vor allem die Kirche verzeichnet seit dem ersten Freiwilligensurvey Zuwächse bei der Aktivierung von Kindern und Jugendlichen.

Im Vergleich zur Gesamtbevölkerung sind Jugendliche nach wie vor besonders beim Engagement in Politik und Parteien deutlich unterrepräsentiert. Einen erheblichen Rückgang gab es im Bereich „Freizeit und Gesellschaft“. Die Motive der Engagierten zielen stärker auf den individuellen und gesellschaftlichen Nutzen des Engagements – ein Trend weg von der Spaß-Orientierung.

Zu den Ergebnissen kommt eine aktuelle Sonderauswertung des Dritten Freiwilligensurveys des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, die von der Jugendforscherin Sibylle Picot in Kooperation mit TNS Infratest im Auftrag der Bertelsmann Stiftung erstellt wurde.