Der überzeugte Europäer und engagierte Förderer der deutsch-spanischen Beziehungen zählte über viele Jahre zu den engen Freunden von Liz Mohn und ihrem verstorbenen Ehemann Reinhard. Díez-Hochleitner, Sohn eines spanischen Diplomaten und einer deutschen Mutter, gehörte von 1993 bis 1998 dem Beirat unserer Stiftung an. Zudem war er Mitglied im Patronat der von Reinhard Mohn im Jahr 1995 in Barcelona gegründeten Fundación Bertelsmann.
"Als langjähriger Präsident des Club of Rome war Ricardo Díez-Hochleitner ein unermüdlicher und unbequemer Mahner der Mächtigen", sagte Liz Mohn in ihrer Beileidsbekundung. "Als visionärer Vordenker hat er sich große Verdienste um die Reformen des spanischen und lateinamerikanischen Bildungswesens erworben. Als größte Herausforderung für die Menschheit sah er den Kampf gegen die Armut in der Dritten Welt an. Konsequent forderte er daher einen Schuldenerlass für die ärmsten Länder. Der Bertelsmann Stiftung und der Fundación Bertelsmann war er über viele Jahre mit seinen Erfahrungen in internationalen Organisationen ein wichtiger Rat- und Impulsgeber. Sein Lebensmotto 'Global denken, lokal handeln' werden wir uns auch künftig zu Herzen nehmen."
Ricardo Díez-Hochleitner wurde am 11. August 1928 in Bilbao geboren. Er studierte Betriebswirtschaft an den Universitäten Salamanca und Georgetown (USA) sowie Chemie an der TU Karlsruhe, wo er 1955 promovierte. Anschließend machte er eine Kariere als Bildungsreformer in internationalen Organisationen. Er war Planungsdirektor für das Erziehungswesen in Kolumbien und arbeitete federführend an der Entwicklung weltweiter Bildungsprogramme bei der Weltbank und UNESCO mit. Von 1969 bis 1972 war Díez-Hochleitner Staatssekretär im spanischen Ministerium für Erziehung und Wissenschaft.
Neben und nach seiner bildungspolitischen Karriere arbeitete Ricardo Díez-Hochleitner als einflussreicher Verleger. Von 1977 bis 2001 war er Vizepräsident von Timon, einer Holding, zu der der ibero-amerikanische Großverlag Santillana und die bedeutendste spanische Tageszeitung El País gehörten. International bekannt wurde Díez-Hochleitner als Präsident des Club of Rome (1991 bis 2000), einem Elite-Club aus Top-Managern, Politikern und Wissenschaftlern aus aller Welt, den Bundespräsident Richard von Weizsäcker einmal als das "Gewissen der Menschheit" bezeichnete.
Bis heute können wir bei unserer internationalen Arbeit auf die hochrangigen Kontakte und das Netzwerk Díez-Hochleitners in Spanien zurückgreifen, das bis ins Königshaus reichte. Bereits in der Zeit der Franco-Diktatur gehörte er zu den engen Vertrauten des späteren Regenten Juan Carlos. Díez-Hochleitner gehörte auch zu den Wegbereitern des Deutsch-Spanischen Forums, das wir auf Anregung der deutschen und spanischen Regierung im Jahr 2002 ins Leben gerufenen haben. Als Mitglied im Patronat der Fundación Bertelsmann setzte er sich leidenschaftlich dafür ein, die Idee des bürgerschaftlichen Engagements in Spanien bekannter zu machen. Heute ist die Stiftung im Kampf gegen die hohe Jungendarbeitslosigkeit aktiv. Dabei hilft sie, das in der Schweiz und Deutschland erfolgreiche System der "dualen Ausbildung" in Spanien zu etablieren. Ein Projekt, das dem Bildungsreformer Ricardo Díez-Hochleitner besonders am Herzen lag.