Dass die Veranstaltung mitten in die vierte Welle der Pandemie fiel, verlieh ihr besondere Aktualität. Der Bundespräsident richtete zu Beginn seiner Rede einen eindringlichen Appell an die Bürgerinnen und Bürger in Deutschland: "Diejenigen, die sich nicht impfen lassen, setzen ihre eigene Gesundheit aufs Spiel, und sie gefährden uns alle. (…) Ich bitte Sie noch einmal: Lassen Sie sich impfen! Es geht um Ihre Gesundheit, und es geht um die Zukunft unseres Landes!" An die noch immer Zögernden richtete er angesichts der sich zuspitzenden Situation die Frage: "Was muss eigentlich noch geschehen, um Sie zu überzeugen?"
Der Bundespräsident richtete den Fokus aber auch auf die grundsätzliche Notwendigkeit, der Pandemie zu begegnen und Lehren aus ihr zu ziehen. Die Pandemie habe klar gemacht, dass "wir unsere Verwaltung dringend auf die Höhe der Zeit bringen müssen – unser Staat muss handlungsfähiger, beweglicher, innovationsoffener werden". Im weiteren Verlauf unterstich er insbesondere die Freiheit der Wissenschaft und auch die Eigenständigkeit der politischen Sphäre, das demokratische Zusammenspiel von legislativer Legitimation und exekutiver Handlungsfähigkeit sowie die – allgemein anerkennte – Notwendigkeit einer Modernisierung von Staat und Verwaltung im Lichte der Herausforderungen.
Zur anschließenden Debatte hatte der Bundespräsident drei Gäste geladen: Die Medizinethikerin und Vorsitzende des Deutschen Ethikrates Alena Buyx, die Rechtswissenschaftlerin Laura Münkler und die Vizepräsidentin des Schleswig-Holsteinischen Landtages Aminata Touré.
Die zentralen Fragen der Debatte: In welchen Bereichen sollten Demokratie und Staat Konsequenzen ziehen? Was hindert daran, dass erworbene "Krisenwissen" in institutionelles Handeln zu überführen? Wie können Staat und Politik künftig mit wissenschaftlicher Expertise umgehen und wie kann diese in demokratische Prozesse einbezogen werden?