Die „beitragsfreie Mitversicherung“ von Kindern und nicht erwerbstätigen Ehegatten in der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) gilt als eines der wichtigsten familienpolitischen Instrumente. In der Öffentlichkeit erscheint sie als Beleg, dass Familien finanziell erheblich unterstützt werden Eine neue Studie, die Dr. Frank Niehaus im Auftrag der Bertelsmann Stiftung erstellt hat, zeigt nun: Familien werden in der aktiven Familienphase in der GKV weder entlastet noch gefördert. Vielmehr sind sie Leistungsträger der GKV, die den solidarischen Ausgleich zwischen Gesunden und Kranken, zwischen Jungen und Alten mitfinanzieren.
Eltern zahlen während der aktiven Familienphase im Durchschnitt höhere Beiträge als sie und ihre Kinder an Kosten im Gesundheitssystem verursachen. In dieser Lebensphase sind Familien, genau wie Kinderlose auch, Nettozahler, die mit ihren Beiträgen vor allem die Gesundheitskosten der älteren Generation mitfinanzieren. Um dieses bewährte System der GKV in Zukunft aufrechterhalten zu können, sind Kinder als nachwachsende Generation eine Grundvoraussetzung. Kinder zu erziehen ist also ein zusätzlicher „generativer Beitrag“, den Eltern für die Funktionsfähigkeit der GKV leisten.
Hinzu kommt, dass die „beitragsfreie Mitversicherung“ für Familien eigentlich nicht beitragsfrei ist: Bei der Beitragserhebung wird – anders als bei der Steuerveranlagung – nicht berücksichtigt, dass Eltern mit ihrem Einkommen nicht nur sich selbst, sondern auch ihre Kinder unterhalten müssen. Die Unterhaltspflichten für Kinder spielen für die Höhe des Krankenversicherungsbeitrags aber keine Rolle, so dass im Ergebnis die Leistungsfähigkeit von Familien nicht adäquat berücksichtigt wird.