Die Familie ist für Kinder nach wie vor der zentrale Ort des Aufwachsens. Gleichzeitig spielen Bildungsinstitutionen eine immer größere Rolle im Leben der Kinder. Die allerorts erhobene Forderung, dass Eltern, Erzieherinnen und Lehrer partnerschaftlich und auf Augenhöhe zusammenarbeiten sollen, erscheint daher sehr einleuchtend. Denn wenn die Lebenswelten von Kindern gut ineinandergreifen und Eltern und Lehrkräfte an einem Strang ziehen, können Bildungsungleichheiten abgebaut werden, so die Hoffnung.
Bildungs- und Erziehungspartnerschaft – noch viele offene Fragen
Wie sieht aber die praktische Umsetzung in Kitas und Grundschulen aus? Welche Wirkungen zeigen die Bemühungen um die sogenannten Bildungs- und Erziehungspartnerschaften? Welche Anforderungen ergeben sich daraus für Mütter und Väter, aber auch für die Fachkräfte in den Institutionen? Wie sehen die Kinder eigentlich die Partnerschaft zwischen Familie und Kita/Schule? Auf diese Fragen gibt es bisher nur wenig Antworten. Das zeigt die Studie von Tanja Betz, Professorin an der Goethe-Universität Frankfurt. Sie stellt kritische Fragen an das Ideal der Bildungs- und Erziehungspartnerschaft, benennt Probleme und Herausforderungen des Konzeptes und liefert Hinweise, wo dringend weitere Forschung notwendig ist.
Zusammenarbeit auf Augenhöhe – geht das überhaupt?
Tanja Betz arbeitet u.a. heraus, dass
· an der Schnittstelle zwischen Familien und Bildungsinstitutionen kaum
gleichberechtigte Partner mit deckungsgleichen Zielen aufeinandertreffen,
· eine "Machtteilung", wie sie die Standards guter Zusammenarbeit fordern, kaum
vorstellbar und auch nicht wirklich gewünscht ist,
· die Rollen und Motive von Müttern und Vätern sowie Lehr- und Fachkräften
unterschiedlich sind und
· sowohl auf Seiten der Eltern als auch der Fachkräfte oftmals Zeit und Mut für
intensive Kontakte und eine Reflektion des Austauschs fehlt.