Fadenspiel mit mehreren Händen

Mit Social Investment soziale Problemlagen bekämpfen

Welche Rolle können wirkungsorientierte Investitionen (WI) – international auch bekannt als Social Impact Investments – zur Verstärkung der Finanzierungsbasis der deutschen Sozialwirtschaft spielen? Eine Antwort findet sich jetzt im Abschlussbericht einer Expertenkommission.

Ein Zusammenschluss von über 40 Experten aus der Sozialwirtschaft, der Finanzwirtschaft, dem Stiftungssektor, der Wissenschaft und dem öffentlichen Sektor als "National Advisory Board" (NAB), koordiniert von Brigitte Mohn, Vorstand der Bertelsmann Stiftung, hatte in über neun Monaten die Möglichkeiten des Social Investment diskutiert.

Privates Investmentkapital kann dem Bericht zufolge drei wichtige Funktionen innerhalb der bestehenden sozialwirtschaftlichen Finanzierungsstrukturen übernehmen: die Finanzierung von Prävention, Innovation und Skalierung. Um anstehenden sozialen und demographischen Herausforderungen besser begegnen zu können, bedarf es in den kommenden Jahren dringend zusätzlicher Ressourcen zur Finanzierung neuer Lösungsansätze und zur Verbreitung bereits erprobter Modelle. Der Einsatz von privatem Investmentkapital kann – ergänzend zur existierenden Regelfinanzierung – einen wichtigen Mehrwert schaffen.

Mit Handlungsempfehlungen für den Aufbau eines sozialen Investmentmarktes in Deutschland richtet sich der Bericht an Entscheidungsträger aus der Sozialwirtschaft und Politik sowie an Sozialunternehmer und sozial motivierte Investoren. Dazu zählen zum Beispiel die Entwicklung staatlich unterstützter Fonds, um privates Investmentkapital gezielt in die Förderung von Prävention, Innovation und Skalierung zu lenken. Mittelnehmer können durch spezialisierte Intermediäre unterstützt werden, um Investitionen herzustellen. Für Mittelgeber, wiederum, werden Mechanismen zur Risikoteilung benötigt  - zum Beispiel durch den Ausbau von Ko-Investitionen oder der Entwicklung von Garantieinstrumenten. Auch Stiftungen können als Ko-Investoren eine entscheidende Rolle spielen und im Rahmen eines stärker satzungszweckbezogenen Investitionsansatzes selbst als aktive wirkungsorientierte Investoren auftreten. 

Der Abschlussbericht "Wirkungsorientiertes Investieren: Neue Finanzierungsquellen für gesellschaftliche Herausforderungen" beinhaltet erstmalig den bereits intensiv diskutierten Ansatz des Social Impact Investings mit Bezug auf deutsche sozialwirtschaftliche Strukturen. Alle im Bericht enthaltenen Empfehlungen sind gemeinschaftlich von einer Gruppe unterschiedlicher Experten aus klassischen Finanzinstitutionen als auch etablierter Wohlfahrtsverbände und Stiftungen entstanden.

Über das National Advisory Board Deutschland

Das deutsche National Advisory Board (NAB) zu Social Impact Investment bestand aus Vertretern von Sozialwirtschaft, Finanzwirtschaft, Stiftungen, Wissenschaft und öffentlicher Hand. Das deutsche NAB informierte die internationale Taskforce zu Social Impact Investment (SIITF) über die länderspezifischen Gegebenheiten und Erfahrungen mit privatem Investmentkapital im System sozialer Dienstleistungen eines ausgebauten Wohlfahrtsstaates. Zudem wurden Erfahrungen in Bezug auf deutsche Impact Investments in Entwicklungs-und Schwellenländern vermittelt. Bei der SIITF handelt es sich um eine von dem britischen Premierminister David Cameron anlässlich seines G8 Vorsitzes im Juni 2013 ins Leben gerufene Initiative mit dem Ziel der Weiterentwicklung des internationalen Social Impact Investment Marktes.

Die NAB Teilnehmer wurden von der Bertelsmann Stiftung, in Zusammenarbeit mit dem BMZ und BMFSFJ. Vorsitzende des deutschen NAB ist Dr. Brigitte Mohn, Vorstandsmitglied der Bertelsmann Stiftung eingeladen. Im Rahmen des Projektes "Social Investment – Wirkungsorientierte Finanzierung für gesellschaftliche Herausforderungen" hat die Bertelsmann Stiftung die Arbeit des NAB konzeptionell und organisatorisch begleitet.