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Perspektiven junger Gründer:innen auf Verwaltung

Am 13.6. fand in Berlin-Kreuzberg bereits zum siebten Mal das Creative Bureaucracy Festival statt. Nachdem im letzten Jahr über 182 Speaker:innen und 1.300 Gäste aus über 34 Ländern vor Ort waren, trafen sich auch dieses Jahr wieder hunderte Expert:innen und Innovator:innen aus der Verwaltung aber auch Bürger:innen, die Ideen und Best Practices darüber austauschten, wie die Verwaltung effektiver und kreativer gestaltet werden kann.

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Ivo Andrade
Project Manager

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Was dieses Jahr gänzlich neu war ist, dass auch jungen Gründer:innen eine Bühne geboten wurde. Unter dem Titel „Startups und Verwaltung: Zwischen Konflikt und Kooperation“ bot die Stiftung zwei jungen Gründern die Möglichkeit aus ihren Erfahrungen mit der Verwaltung zu berichten. Neben Erfahrungen mit langen Anmelde- und Nachweisprozessen, insbesondere mit dem Finanz- und Gewerbeamt, fehlt jungen Gründer:innen eine „Willkommenskultur“ im Kontakt mit der Verwaltung. Bei notwendigen Schritten fühlen sie sich nicht ausreichend abgeholt, die Recherche zu für sie im Gründungsprozess relevanten Informationen gestaltet sich häufig mühsam. Hier, so die jungen Gründer:innen, könnte es eine einfachere und dadurch bessere „Guidance“ geben.

Ergänzt wurden diese Erfahrungsberichte durch die Perspektive von Menschen aus der Verwaltung. Insbesondere junge Verwaltungsangestellte seien oftmals intrinsisch motiviert und würden sich gerne als Ansprechpartner:innen auch über ihre Themenbereiche hinaus anbieten. Unterstützt werden kann dies auch immer öfter dadurch, dass digitale Lösungen in Verwaltungsprozessen zunehmend implementiert und Verwaltungsmitarbeiter:innen in unterschiedlichsten Stellen zu digitalen Lösungen geschult werden. Dennoch bedarf es eines umfassenden Perspektivwechsels innerhalb der Verwaltung, um pragmatischer und schneller bereits vorhandene Lösungsansätze zu implementieren. 

Doch nicht nur die Perspektive auf die Verwaltung als Dienstleister war Thema – vielmehr wurden auch die Potenziale der Verwaltung als potenzieller Kunde für Startups diskutiert. Allein im Jahr 2022 gab es 188.916 Vergaben mit einem Auftragsvolumen von 131,7 Mrd. Euro. Zählt man auch die Ausschreibungen mit einem Volumen von unter 25.000 Euro hinzu, kommt man auf eine Gesamtsumme von etwa 500 Mrd. Euro, was etwa 15% des nominalen Bruttoinlandsproduktes der Bundesrepublik entspricht. Von diesem Potenzial werden Startups in vielen Fällen durch zu starr formulierte Ausschreibungskriterien ausgeschlossen. Allerdings liegt dies oftmals weniger an den rechtlichen Rahmenbedingungen, sondern vielmehr an kulturellen Pfadabhängigkeiten, die Verwaltungsangestellte dazu verleiten, Ausschreibungskriterien eher zu strikt als zu offen zu formulieren.

Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt auch unser Kollege Marc Wolinda, der sich dem Thema Ausschreibungskriterien über die Potenziale nachhaltiger Beschaffung nähert und seine Ergebnisse Anfang Juli im Rahmen einer Studie veröffentlichen wird.

Kooperation statt Konflikt

Insgesamt zeigt sich, dass es einige Stellen gibt, an denen junge Menschen im Gründungsprozess durchaus negative Erfahrungen mit der Verwaltung sammeln. Auf der anderen Seite stehen allerdings viele motivierte Verwaltungsmitarbeiter:innen, die an effizienten und innovativen Lösungen für unterschiedlichste Herausforderungen arbeiten. Ein bloßes „Verwaltungs-Bashing“ ist deshalb nicht zielführend. Beide Akteure können (und wollen) einiges voneinander lernen, weshalb unkomplizierte und schnelle Informations- und Kommunikationsangebote geschaffen werden müssen. Gerade bei den Themen fehlender „Willkommenskultur“ und „Guidance“ kann kommunikativ mit guten Lösungsansätzen gegengesteuert werden. Großes Potenzial liegt bei jungen Gründer:innen, die Lösungen für die Verwaltung und ihre Bedarfe anbieten, insbesondere beim Digitalisierungsbedarf der öffentlichen Verwaltung in Deutschland. Von einer stärkeren Zusammenarbeit würden beide Gruppen profitieren. Die Rahmenbedingungen für junge Gründer:innen und Gründungsinteressierte müssten hierfür verbessert werden.

Noch agieren Startups und Verwaltung zu oft getrennt voneinander, dabei können sie stärker voneinander profitieren und viel voneinander lernen. Dazu muss zuallererst noch genauer hingeschaut werden, jungen Menschen und Gründer:innen aktiv zugehört und bestehende Rahmenbedingungen für junge Gründer:innen kritisch unter die Lupe genommen werden. 

Als Projekt beschäftigen wir uns mit Fragestellungen rund um das Thema junges Unternehmertum. Beispielsweise berichten junge Gründer:innen im Format NextGen Pioneers davon, welche Aspekte aus ihrer Perspektive für einen einfacheren Gründungsprozess und eine bessere Zusammenarbeit von Startups und Verwaltung besonders wichtig sind.