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„Deutschland spricht“: Demokratie im Dialog stärken

90 Teilnehmer:innen aus Cottbus, Brandenburg und ganz Deutschland kamen am 15. September 2024 zu einer besonderen Gelegenheit zusammen – mit einer Person, die politisch ganz anderer Meinung ist, ein Vier-Augen-Gespräch zu führen. Trotz ihrer verschiedenen Perspektiven waren sich die Teilnehmer:innen einig: Miteinander zu reden zeigt und bestärkt die Vielfalt unserer Gesellschaft.

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Leander Berner
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Im Alten Stadthaus in Cottbus fand die diesjährige Veranstaltung „Deutschland spricht“ statt – eine Initiative von ZEIT ONLINE mit Unterstützung der Bertelsmann Stiftung. Ziel des Events war es, Menschen mit unterschiedlichen politischen und gesellschaftlichen Ansichten zusammenzubringen, um die Diskussionskultur in Deutschland zu stärken. Dafür kamen 90 Teilnehmer:innen zusammen, um sich in Eins-zu-Eins-Gesprächen auszutauschen. Vor Ort beantworteten sie sieben Fragen zu aktuellen politischen Themen mit Ja oder Nein. Im Anschluss ordnete ein Algorithmus jeweils zwei Personen einander zu, die in möglichst vielen Fragen unterschiedlicher Meinung gewesen waren. Zeitgleich fanden in ganz Deutschland über 2.500 Gespräche persönlich oder digital statt.

Was hält unsere Gesellschaft zusammen – und was treibt sie auseinander?

Vor Beginn der Gespräche in Cottbus debattierten Expert:innen und Persönlichkeiten aus dem öffentlichen Leben in Cottbus auf der Bühne des schmuckvollen ehemaligen Theaters darüber, was die Menschen in Brandenburg eint und was der kleinste gemeinsame Nenner sein könnte. Kurz nach den Landtagswahlen in Thüringen und Sachsen und eine Woche vor der Wahl in Brandenburg war dieses Thema besonders aktuell.

Den Anfang machten Franziska Benack, Schauspieldirektorin des Staatstheaters Cottbus, Jan Vesper, Moderator bei radioeins und Christine Herntier, parteilose Bürgermeisterin von Spremberg. In ihren Lightning Talks zeichneten die drei Lausitzer:innen ein Bild ihrer Region im Strukturwandel und berichteten von ihren persönlichen Erfahrungen. Einig waren sie sich darin, dass ein erfolgreicher Wandel vor allem bedeutet, einander zuzuhören und die Zukunft zusammen zu gestalten.

Diese Zukunft entsteht auf einem teils brüchigen Fundament – dazu diskutierten Vertreter:innen aus Kultur, Wissenschaft und Zivilgesellschaft im Rahmen einer Podiumsdiskussion: Woher kommt die wahrgenommene Spaltung der Gesellschaft? Und worauf können wir uns dennoch einigen?   

Demokratie ist Arbeit

Nur wenn man Toleranz übt, […] wird man […] zu Gemeinsamkeiten finden, die letztendlich auch eine starke Gesellschaft ausmachen.“ – Dr. Ralph Heck, Vorstandsvorsitzender der Bertelsmann Stiftung

Toleranz ist nicht nur in der Lausitz, sondern für die gesamte deutsche Gesellschaft von hohem Wert: Dazu sprach Dr. Ralph Heck, Vorstandsvorsitzender der Bertelsmann Stiftung, in seiner Keynote mit dem Titel „Demokratie ist Arbeit“. Er betonte, dass der gesellschaftliche Zusammenhalt in Deutschland trotz zahlreicher Krisen nach wie vor stabil sei. Damit das so bleibt, müssten die Menschen sich aber aktiv für die Demokratie einsetzen. Doch angesichts der Ängste und der Debattenmüdigkeit vieler Menschen hob Heck auch hervor, dass es „mehr fassbare Lösungen und pragmatisches Handeln“ geben müsse, um das Vertrauen in die Politik zu erhalten. „Nur im Schulterschluss zwischen Politik, Zivilgesellschaft und Wirtschaft wird es gelingen, eine resiliente Demokratie weiterzuentwickeln“, schloss Ralph Heck und begrüßte die Bereitschaft der Teilnehmer:innen, bewusst das Gespräch mit politisch Andersdenkenden zu suchen.

Diese Gespräche bildeten den zweiten Teil der Veranstaltung. Überall im Saal verteilten sich die Teilnehmer:innen und führten ihren Dialog in Eins-zu-Eins Gesprächen. Ob im Schneidersitz auf der Bühne oder mit Notizblock am Stehtisch, im Alten Stadthaus fand an diesem Nachmittag gelebte Demokratie statt. Als Beobachter dieses angeregten Gemurmels stellte man schnell fest, dass hier diverse politische Ansichten aufeinandertrafen, teils kaum miteinander vereinbare Positionen vertreten waren und die Teilnehmer:innen bei allem Respekt füreinander oft nicht lockerließen. Zu Themen wie dem russischen Krieg gegen die Ukraine, der Aufnahme Geflüchteter oder der Situation zwischen Ost- und Westdeutschland kamen in einem Saal Menschen zusammen, die fast die ganze Breite der Positionen unserer Gesellschaft mitbrachten.

Ein Zeichen für den Dialog

„Deutschland spricht“ in Cottbus hat eindrucksvoll gezeigt, wie wichtig es ist, gerade in Zeiten zunehmender politischer Krisen und vermehrten Hasses und Hetze besonnen ins Gespräch zu kommen. Die Veranstaltung bot einen Raum für respektvollen und offenen Austausch – ein dringend notwendiger Beitrag zu einer lebendigen Demokratie.