man sieht ein Straßenschild mit der Aufschrift "Ausländerbehörde"

Ausländerbehörden als Flaschenhals bei Integration von Flüchtlingen und Fachkräften

Alle Zugewanderten, egal ob Fachkräfte, Flüchtlinge oder Familienangehörige, sind auf die Ausländerbehörden angewiesen, sei es für einen Aufenthaltstitel, ein Visum oder die Einbürgerung. Doch in der Regel sind die Wartezeiten lang, denn die Ausländer­behörden sind überwiegend überlastet und klagen über Personalmangel. Wie können die Abläufe in Ausländerbehörden verbessert werden? In Kooperation mit Wissenschaftler:innen der Universität Hildesheim und der Universität Duisburg-Essen, Prof. Hannes Schammann,  Prof. Dr. Sybille Münch (apl.) und Dr. Thorsten Schlee, hat die Bertelsmann Stiftung die Studie „An den Grenzen? Ausländerbehörden zwischen Anspruch und Alltag“ veröffentlicht. Diese bleibt bei der Analyse der Situation nicht stehen, sondern bietet auch 5 Handlungsempfehlungen an. Prof. Dr. Sybille Münch hat die Studie in unserem Willkommen: Online Austausch vorgestellt. Aus der Praxis berichtete Andreas Pamp, Leiter des Fachbereiches Migration und Integration der Stadt Krefeld, von seinen Erfahrungen.

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„Die Arbeitsbelastung der Ausländerbehörden hat sich in den vergangenen Jahren stark erhöht“. Das geben 92 Prozent der Ausländerbehörden an, die auf die Online-Umfrage im Rahmen der Studie geantwortet haben. Ursachen dafür sind die Komplexität des Rechtsbereichs, die schnell getaktete „Hypergesetzgebung“ und Personal-Engpässe, so Sybille Münch, Mitautorin der Studie. Hinzu komme, dass viele Mitarbeitende die Aufträge der Ausländerbehörde als Zielkonflikte empfinden: zwischen Ordnungsbehörde und Willkommenskultur. Weitere Faktoren sind die häufige Verunsicherung in Hinblick auf die Ermessensentscheidungen und eine Digitalisierung, die „in den Kinderschuhen“ steckt und zuweilen Mehrarbeit generiert, argumentiert Sybille Münch. Fünf Handlungsempfehlungen werden in der Studie näher ausgeführt: 1. Prüfaufträge reduzieren, Sicherheit bei Anwendung von Ermessen erhöhen, 2. Digitalisierung themenübergreifend denken und koordiniert umsetzen 3. Personal aufstocken, besser ausbilden und höher eingruppieren, 4. Zentralisierung von Aufgaben prüfen, integrierte Ämter für Migration einrichten, 5. Umsetzungspraxis bei Gesetzesvorhaben mitdenken (zur Präsentation).

„Manche Gesetzesinitiativen sind positiv, aber die Umsetzung ist schwierig“, bestätigt Andreas Pamp, Fachbereichsleiter in Krefeld. Zumindest an seinem Standort habe die Zusammenführung der verschiedenen Funktionen in einem gemeinsamen Fachbereich, der sowohl die Ausländerbehörde als auch das Kommunale Integrationszentrum sowie die Flüchtlingsunterbringung umfasst, zu Verbesserungen geführt: Es gebe weniger Hierarchiestufen, die Fachbereichsleitung ist auf Augenhöhe mit anderen Fachbereichsleiter:innen, die Aufgaben können gebündelt werden und die Arbeitskultur interdisziplinär und interkulturell gestaltet werden, so Andreas Pamp. Auch Schulungen zu Resilienz und Strategiebildung werden angeboten.

Der nächste Online-Austausch von Bertelsmann Stiftung und Welcome Alliance (welcome-alliance.org) findet am 25. Juni statt. Das Format wird auch künftig einmal pro Monat, dienstags in der Mittagszeit, in der Regel von 12:30 Uhr bis 13:30 Uhr angeboten.

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