Kompetenzkarten: Mittel- und südosteuropäische Ausgabe

Ukraine: Online Austausch - Berufliche Kompetenzen und Qualifikationen

Wie kann der Einstieg in den Arbeitsmarkt erleichtert werden? Neben dem Erwerb der deutschen Sprachkenntnisse ist auch der Nachweis der eigenen Kompetenzen erforderlich. Da die beruflichen Abschlüsse in vielen Fällen wegen der unterschiedlichen Ausgangssituationen nicht nachzuweisen sind, ist es wichtig, auch die nicht formal erworbenen Kompetenzen sichtbar zu machen.  Hier können die mehrsprachigen Berufe- und Kompetenz-Karten eine Hilfe sein, die nun auch als mittel- und südosteuropäische Ausgabe publiziert wurden. Diese wurden von Martin Noack, Bertelsmann Stiftung, vorgestellt. Wie die Anerkennung von beruflichen Abschlüssen und Qualifikationen geregelt ist, das hat Ralf Sänger vom IQ-Netzwerk berichtet und eingeordnet. Und schließlich berichtete Manuela Verduci von Match Talent, einer Initiative, die sich um Qualifizierung im Heimatland für Unternehmen im Bereich Pflege- und Nachhaltigkeit kümmert.

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Die Kompetenz- und Berufekarten geben einen Überblick über typische berufliche Handlungs- und Tätigkeitsfelder und werden in Beratungsgesprächen eingesetzt. Neu ist, dass diese inzwischen in weiteren sechs mittel- und südosteuropäische Sprachen (Albanisch, Bulgarisch, Kroatisch, Polnisch, Rumänisch und Ukrainisch) vorliegen. Sie dienen der beruflichen Orientierung sowie einer ersten Einordnung beruflicher Vorerfahrungen und erleichtern die Vermittlung in Praktikum, Arbeit und Qualifizierung. Martin Noack, Senior-Expert der Bertelsmann Stiftung, erläuterte, dass die Unterstützung der Arbeitsmarktintegration nicht zuletzt angesichts des steigenden Fachkräftemangels wichtig sei. Kompetenzen fehlen auf dem Arbeitsmarkt in Deutschland oder werden nicht erkannt. Mit den Karten werden Zugewanderte in Beratungsgesprächen beispielsweise gefragt: Was können Sie? Was sind persönliche und fachliche Kompetenzen? Welche Tätigkeiten haben Sie bereits ausgeübt. Die Kompetenz- und Berufekarten sind auch als Download abrufbar.

Anerkennung beruflicher Abschlüsse und Kompetenzen kann ein „Türöffner“ sein, so Ralf Sänger, vom IQ-Netzwerk und Institut für Sozialpädagogische Forschung Mainz e.V., der den in Deutschland vorgesehenen Prozess zur Anerkennung vorstellte. Das Anerkennungsverfahren diene der Feststellung der Gleichwertigkeit von Berufsabschlüssen. Es gibt drei Ergebnisse am Ende des Verfahrens: ob eine Gleichwertigkeit des bisher vorhandenen Berufsabschlusses aus dem Ausland „voll“, „teilweise“ oder ob „keine“ Gleichwertigkeit gegeben ist. 60 Anerkennungsstellen existieren es inzwischen in Deutschland. Nähere Infos dazu sind unter www.anerkennung-in-deutschland.de zu finden. Ukrainische und andere Einwanderer müssen ein Anerkennungsverfahren durchlaufen, wenn sie eine Fachkraft sein möchten. Da, wo noch Qualifikationen fehlen, können diese über Qualifizierungsangebote des IQ-Netzwerkes nachgeholt werden. Teilweise kann dies auch parallel zur Berufstätigkeit erfolgen. Die Empfehlung des IQ-Netzwerkes ist es, lieber diese Zeit zu investieren, um anerkannte Fachkraft zu sein, als sich mit kurzfristigen, aber unterbezahlten Hilfsjobs zufrieden zu geben.

„Nur die Arbeitsmarktintegration kann die Lücke schließen“, so die Überzeugung von Manuela Verduci von Match Talent, Global Career Center for international talents. Denn in Deutschland ist eine Netto-Zuwanderung von 400.000 Menschen nötig, um den Fachkräftebedarf aufzufangen. Match Talent setzt daher als gemeinsame Initiative der NGO Kiron Open Higher Education for Refugees und der Sprachkursplattform Lingoda www.lingoda.com auf „Qualifikation und Integration von internationalen Talenten in Deutschland“. Match Talent geht es um die langfristigen Perspektiven der Zugewanderten. In Hinblick auf potenzielle Fachkräfte lautet das Credo von Match Talent: „Vielfalt eröffnet Chancen“. Die Initiative möchte Angebot und Nachfrage besser zusammenbringen mit dem Ziel der Arbeitsmarktintegration. Hierzu wird ein „360-Grad-Service“ angeboten. Dazu zählen: Karriere- und Life-Coaching, Berufsausbildung, Sprachqualifizierung und Integration. Der ganzheitliche Ansatz setzt auf: Deutsche Sprache, Integration und Individuelle Weiterqualifizierung.  

Der nächste Online-Austausch von Bertelsmann Stiftung und Alliance4Ukraine findet am 16. Mai zum Thema Patenschaften mitNesT (Neustart im Team) statt. Das Format wird künftig einmal pro Monat, dienstags in der Mittagszeit, in der Regel von 12:30 Uhr bis 13:30 Uhr angeboten.

Weitere Infos: www.willkommen-in-kommunen.de