Marian Schreier, Bürgermeister der Stadt Tengen, berichtete von den Gesprächen zwischen Bund, Land und Kommunen. Ein Lösungsansatz dieser Gespräche ist der Aufbau einer digitalen Plattform, ähnlich wie sie bereits in Tengen existiert. Hierbei geht es nicht nur um das „Matchen“ von privaten Wohnungen, sondern auch um die soziale Betreuung. Zudem wird die Vertragsabwicklung online au-tomatisiert. „Eine solche Plattform spart Zeit und gibt den Vermietern mehr Sicherheit“, so Schreier.
Auch die Stadt Köln greift vor allem auf private Wohnungsangebote zurück. Sie arbeitet hierbei mit drei zivilgesellschaftlichen Organisationen zusammen: dem Kölner Flüchtlingsrat, dem Roten Kreuz und der Caritas. 7 Vollzeit-Stellen sind für dieses „Auszugsmanagement“ eingerichtet worden. Die Koordinationsstelle der Stadt Köln ist die Schnittstelle, die die Wohnungsvermittlung koordiniert, prüft und finanziert. Die Wohnungsangebote und Anfragen werden geprüft, die Geflüchteten werden bei der Wohnungssuche und –Vermittlung durch die Sozialarbeiter:innen der Träger begleitet. „Dadurch sind auch die Vermieter:innen beruhigt“, erläutert Frau Ueberreiter vom Amt für Wohnungswesen, Koordinationsstelle Auszugsmanagement.
Franziska Seifert vom Sozialamt der Stadt Leipzig betont, dass die soziale Wohnungspolitik in Leipzig nicht nur den Ukrainer:innen, sondern auch anderen benachteiligten Zielgruppen gilt: wie Großfamilien oder Obdachlosen. „Wir denken an alle Gruppen. Denn niemand darf vergessen werden!“ Bei der Akquirierung von Wohnraum kooperiert die Stadtverwaltung Leipzig nicht nur mit der „Kontaktstelle Wohnen“, die ihre Arbeit bereits in einem früheren Ukraine: Online Austausch vorgestellt hat, sondern auch mit Wohnungsgesellschaften. Bereits 900 Haushalte haben sich bereits bei der Stadt gemeldet, um an Ukrainer:innen und andere benachteiligte Gruppen zu vermieten. Zudem gibt es ein Pilotprojekt zur Aktivierung von Leerstand.
„Wenn so viele Menschen auf einmal nach Deutschland kommen oder beispielsweise, wie im Ahrtal geschehen, von einer Flutkatastrophe getroffen sind, dann ist die Zivilgesellschaft wichtig, um den nötigen Wohnraumbedarf bereitzustellen“, so Arkadi Jampolski, Gründer der Plattform „Wunderflats“. „Die Wohnungsvermittlung muss zusammen funktionieren, und zwar sicher und schnell“. Die Website von Wunderflats wurde sehr schnell nach Ausbruch des Krieges aufgebaut. Innerhalb weniger Monate wurden 16.000 Wohnungen vermittelt. Da gerade Frauen, die die Mehrzahl der Schutzsuchenden aus der Ukraine stellen, bei der Wohnungssuche Gefährdungen und potenzieller Gewalt ausgesetzt sind, führt Wunderflats einen sechsstufigen Sicherheitsmechanismus durch. Das „Matching“ muss dann ermöglichen, dass die Geflüchteten sich selbst den für sie passenden Wohnraum aussuchen.