Die bisherigen Emissionsminderungen reichen nicht aus – es braucht technologischen und strukturellen Wandel
Der Einstieg sei bereits geschafft, sagen die Expert:innen: Die Wirtschaft ist in den vergangenen Jahren gewachsen, die Emissionen zugleich gesunken – nur eben bislang nicht stark genug. Insofern kann selbst mit einem solch „grünen Wachstum“ das Klimaziel verfehlt werden. Die Emissionsintensität müsste den Berechnungen zufolge um durchschnittlich 10,06 Prozent jährlich sinken, um nur das aktuelle materielle Wohlstandslevel gemessen am BIP bis zur Klimaneutralität halten zu können. Eine Herkulesaufgabe in Anbetracht der bisherigen durchschnittlichen jährlichen Reduzierungsrate der Emissionsintensität von 2,84 Prozent.
Um sie bewältigen zu können, werden technologische Fortschritte allein kaum reichen. Es sind auch strukturelle Innovationen wie das Etablieren einer Circular Economy mit kräftigen Investitionen in diesem Bereich sowie das stärkere Teilen anstelle des Besitzens von Gütern nötig. All dies setzt letztlich ein breiteres Verständnis von Wohlstand voraus, das neben ökonomischen auch ökologische auch soziale Dimensionen erfasst.
Damit diese Transformation gelingt, und Deutschland sich nicht nur als glaubwürdiger Vorreiter beim Klimaschutz, sondern auch als wirtschaftlicher Profiteur erweisen kann, ist die Wirtschaftspolitik gefragt. Zentrales Instrument sollte die strikte Begrenzung von Emissionen durch ein System des Emissionshandels sein, mit dem die Obergrenze der Emissionen festgeschrieben wird. So können Investitions- und Konsumentscheidungen aller Wirtschaftsakteure zugunsten klimafreundlicher Aktivitäten effizient beeinflusst werden. Der entsprechend hohe CO2-Preis, der sich aus einem solchen System ergibt, sollte allerdings unbedingt durch geeignete Begleitmaßnahmen sozial- und industriepolitisch sowie außenwirtschaftlich flankiert werden, um ein Abwandern der heimischen Industrie zu vermeiden und eine faire Lastenverteilung in der Transformation sicherzustellen. Zu denken ist hier etwa an eine sozialverträgliche Rückverteilung und Nutzung der aus der CO2-Bepreisung entstehenden Staatseinnahmen oder das Einführen des geplanten europäischen CO2-Grenzausgleichs in Kombination mit Klimaschutzverträgen.