Ein wirtschaftlich starkes Europa ist Grundvoraussetzung für Stabilität und Zusammenhalt. Angesichts des wachsenden Populismus und dem Erstarken europakritischer Parteien muss die Europäische Union jedoch mehr denn je unter Beweis stellen, dass sie für alle – und gerade auch für diejenigen, die sich abgehängt fühlen oder tatsächlich abgehängt sind – einen greifbaren Mehrwert bietet. Die European Policy Labs, die wir zusammen mit dem Progressiven Zentrum veranstalten, möchten neue Impulse in der Debatte über inklusives Wachstum in der EU setzen und so auf einen besseren Brückenschlag zwischen der Stärkung der europäischen Wirtschaft und einem soziale(re)n Europa hinwirken.
Das erste European Policy Lab drehte sich um die Frage, welche Reformen nötig und möglich sind, um die EU wirtschaftspolitisch zu stabilisieren und ihre Widerstandsfähigkeit gegenüber externen Schocks zu erhöhen. Prof. Dr. Anke Hassel, Professorin für Public Policy an der Hertie School of Governance, Prof. Dr. Almut Balleer, Professorin für Empirische Wirtschaftsforschung an der RWTH Aachen, sowie Jakob von Weizsäcker, Chefökonom und Leiter der Grundsatzabteilung im Bundesministerium der Finanzen, hielten Inputs zu den Herausforderungen, Reformmöglichkeiten und Instrumenten der europäischen Wirtschaftspolitik und der Stabilisierung der Arbeitsmärkte. Dr. Katharina Gnath, Senior Project Manager bei der Bertelsmann Stiftung, moderierte die Diskussionsrunde mit ExpertInnen aus Politik, Verwaltung und Wissenschaft.
Als eine der zentralen Herausforderungen für die Stabilität der Wirtschafts- und Währungsunion wurde die Heterogenität der Lohnniveaus innerhalb der EU identifiziert. Während die osteuropäischen Mitgliedstaaten der EU in den letzten Jahrzehnten in Sachen Wirtschaftsleistung und Lohnniveau zu ihren westlichen Nachbarländern aufschließen konnten, sieht sich der europäische Wirtschaftsraum mit einer wachsenden Divergenz zwischen den nord- und südeuropäischen Mitgliedsländern konfrontiert.
Langfristig sei es für die Stabilität des Wirtschaftsraums der EU sowie für den gesellschaftlichen Zusammenhalt unerlässlich, dass erfolgreiche Wachstumsmodelle für die binnenmarktorientierten südeuropäischen Länder gefunden werden. Zudem müssten exportorientierte Länder wie Deutschland ihr Wirtschaftsmodell inklusiver gestalten. Viele Hebel zur Stabilisierung des europäischen Wirtschaftsraums lägen also im nationalen Kompetenzbereich, so die Teilnehmenden.