Im Jahr 2024 waren und sind so viele Augen wie nie zuvor auf die Integrität und Resilienz von demokratischen Wahlen gerichtet. Die Sorge vor Desinformationskampagnen war im Superwahljahr hoch – und bleibt es mit Blick auf die US-Wahlen im November. Weltweit haben die Aufmerksamkeit und die Untersuchung von Desinformationskampagnen, das heißt der absichtlichen
und manipulativen Verbreitung von Falschinformationen, enorm zugenommen: Im November 2023
deklarierte die New York Times die Wahlen in Argentinien zur ersten KI-Wahl und prognostizierte
eine Welle an KI-generierten Falschinformationen. Zahlreiche Analysen zu Taiwan (Januar), Indonesien (Februar), Südafrika (Mai), Mexiko (Juni) und den Wahlen zum Europäischen Parlament (Juni) folgten. Der rote Faden: Desinformationskampagnen von staatsnahen Akteur:innen (Russland, China) werden lanciert, Bots und „Fake-Accounts“ versuchen, auf sozialen Medien Stimmung zu machen, und KI-generierte Inhalte kommen in allen Ländern zum Einsatz. Inwieweit solche Kampagnen verfangen, Wähler:innenverhalten beeinflussen und digitale Diskurse nachhaltig manipulieren, ist eine entscheidende Frage. Diese gilt es nicht zuletzt deshalb zu beantworten, weil weitere richtungsweisende Wahlen bevorstehen – neben den US-Präsidentschaftswahlen in diesem Jahr auch die deutsche Bundestagswahl im kommenden Jahr.
Vor diesem Hintergrund wollten wir ein tiefgreifendes Verständnis dafür entwickeln, wie gut
unsere Gesellschaften auf die Herausforderungen durch Desinformation vorbereitet sind und
welche Maßnahmen aus Perspektive der Bevölkerung ergriffen werden sollten.