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Valeska Achenbach

, Interview: Wirklich mehr Rente? - Eine Frage der Perspektive

Auf deutsche Rentner wartet im Jahr 2016 der größte Anstieg ihrer Bezüge seit 20 Jahren. Die Deutsche Rentenversicherung rechnet mit einer Erhöhung der Renten von bis zu 5 Prozent. Verbessert die Erhöhung tatsächlich die finanzielle Lage von Rentenempfängern? Wie könnte sich der Flüchtlingszuzug zukünftig auf unser Rentensystem auswirken? Dr. Juliane Landmann im Interview.

Im nächsten Jahr wird die Rente steigen, wie seit 20 Jahren nicht mehr. Was sind die Gründe dafür?

Es stimmt, die Renten sollen steigen. Für 2016 ist eine Steigerung von 4,51 Prozent angekündigt und bis zum Jahr 2028 sollen die Renten um zirka 40 Prozent gestiegen sein. Ausschlaggebend für diese guten Nachrichten ist vor allem die gute Lage auf dem Arbeitsmarkt. Denn die Rentenentwicklung orientiert sich an der Entwicklung der Löhne und der Anzahl der sozialversicherungspflichtigen Jobs. Hinzu kommt ein Sondereffekt einer Umstellung in der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung im letzten Jahr, durch den die Rentenanpassung zu schwach ausgefallen ist und die im nächsten Jahr ausgeglichen wird.

Ruheständler erhalten laut Prognosen dann 40 bis sogar 64 Euro mehr. Ist das gerechtfertigt?

Diese Zahlen dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, dass das gesetzliche Rentenniveau trotzdem sinkt. Der Abstand zwischen Arbeitseinkommen und Renteneinkommen wird zunehmen. Heute liegt das so genannte Netto-Standardrentenniveau vor Steuern bei etwa 48 Prozent und bis 2030 räumt der Gesetzgeber eine Absenkung bis auf 46 Prozent ein. Für die Rentner von heute, heißt das auf jeden Fall, dass sich ihre finanzielle Situation eher verschlechtern wird. Das heißt, die heutigen Rentner sitzen im Grunde mit der Generation, die heute auf dem Arbeitsmarkt ihre Brötchen verdient, im gleichen Boot. Und vor diesem Hintergrund finde ich es auch gerechtfertigt, wenn die Rentnergeneration auf diese Weise an der gegenwärtig wirklich sehr guten wirtschaftlichen Lage partizipiert.

Fakt ist ja trotzdem, dass die Rentenreserven schrumpfen. Warum versucht die Regierung dann nicht zu sparen?

Im SGB VI steht drin, dass die GRV eine Nachhaltigkeitsrücklage bis zu einem Umfang von 50 Prozent ihrer Monatsausgaben bilden darf und wenn dieser Umfang über einen längeren Zeitraum überschritten wird, regelt das erweiterte Direktorium der Deutschen Rentenversicherung Bund alles Nähere hierzu. Als Mindestrücklage sind 20 Prozent und als Maximalrücklage 150 Prozent erlaubt. Ziel dieser Rücklage ist es, konjunkturelle Schwankungen über das Jahr auszugleichen. Im Jahr 2014 wurde der Maximalwert mit 180 Prozent überschritten. Und für das Jahr 2015 sind die Prognosen auch sehr gut, so dass man ein weiteres Überschreiten dieses Wertes ziemlich sicher annehmen kann. Das heißt, dass die GRV das Geld einfach ausgeben muss. Dazu ist sie gesetzlich verpflichtet.

Seit einem Jahr gibt es nun die Mütterrente. Hilft sie den Frauen wirklich?

Ich persönlich finde, dass Familienpolitik lieber über eine gut ausgebaute Infrastruktur bei der Kinderbetreuung betrieben werden sollte. Zumindest was die Frauen angeht, die aktuell keine Rente beziehen. Bei der Mütterrente handelt es sich um eine politische Maßnahme, die die rentenrechtliche Anerkennung von Kindererziehungszeiten vor dem Jahr 1992 eingeführt hat. Das bedeutet, dass Frauen, die vor diesem Jahr Kinder bekommen haben, mehr Rente beziehen. In den alten Bundesländern sind das im Durchschnitt 26,39 Euro und in den neuen Bundesländern 28,61 Euro pro Kind. Es ist schwer zu sagen, ob ein solcher Betrag den Müttern wirklich hilft. Das werden ihnen die Mütter sicherlich sehr unterschiedlich beantworten. Fakt ist auf jeden Fall, dass das Thema Altersarmut aktuell eher ein weibliches Thema ist.

Retten die Flüchtlinge wirklich unser Rentensystem?

Die Möglichkeit dazu besteht. Durch den demographischen Wandel  wird es in Zukunft weniger Erwerbstätige geben, die die kommenden, rentenintensiven Babyboomer-Jahrgänge finanzieren müssen. So lautete die Prognose zumindest bis jetzt. Durch die Flüchtlinge, die oft eher jung sind und in der Regel ihre Brötchen auch unbedingt selbst verdienen möchten, verändert sich dieses ungünstige Verhältnis vielleicht.     

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