Hände halten Tablet vor italienischem Hintergrund.
© scaliger, ohmega1982, smuki, tinyakov – stock.adobe.com

Italien: Regional fragmentiert

Die 20 Regionen Italiens agieren weitgehend selbständig - auch bei der Einführung von digitalen Gesundheitsdiensten. Und so variiert der Digitalisierungsgrad stark: Während so manche Region in Sachen E-Health international führend ist, hinken andere noch weit hinterher.

Italienische Bürger aus der Lombardei haben gegenüber Bürgern vieler anderer Regionen einen großen Vorteil: Telemedizin-Leistungen und die elektronische Patientenakte (ePA) gehören bereits zur Gesundheitsversorgung. So könnte die Lombardei in Sachen Digital Health international einen vorderen Platz belegen. Doch insgesamt belegt Italien in unserer Länderstudie nur Rang 12.

Denn so wie in der Lombardei ist es in anderen Regionen Italiens längst nicht. Zwar gibt der Zentralstaat einen strategischen Digital-Health-Rahmen vor: So ist beispielsweise in der nationalen Digital-Health-Agenda Italiens verankert, dass Telemedizin ein integraler Teil der Gesundheitsdienstleistungen werden soll. Und auch die Gesetzgebung erlaubt den Hausärzten, ihre Patienten über telemedizinische Anwendungen zu behandeln.

Doch bei der Umsetzung und Implementierung von digitalen Gesundheitsdiensten agieren die 20 Regionen Italiens weitgehend selbständig, wobei es kaum rechtlich bindende Verpflichtungen gibt. So ist auf regionaler Ebene die Entwicklung von ePA-Systemen unterschiedlich weit entwickelt: In einigen der 20 italienischen Regionen wie die Lombardei sind regionale Systeme für elektronische Patientenakten bereits implementiert, während andere Regionen noch in der Pilotphase stecken oder über keine ePA-Systeme verfügen.

Auch auf nationaler Ebene ist der Ausbau des Digital-Health-Systems begrenzt. Zwar musste jede Gesundheitsorganisation ab 2015 eine elektronische Patientenakte nach bestimmten nationalen Richtlinien anlegen. Eine nationale Patientenakte existiert aber bisher nicht.

Strategie

2004 definierte die Regierung erstmals eine gemeinsame Digital-Health-Politik sowie eine Digital-Health-Architektur. Seit einer Regierungsevaluation ist Digital Health ins Zentrum für die Entwicklungen des Gesundheitswesens gerückt, sodass bis 2012 eine Vielzahl von Gesetzen erlassen und angepasst wurden, um E-Health-Dienste flächendeckend einzuführen. Auch in der nationalen Strategie für digitales Wachstum / digitale Entwicklung 2014 - 2020 sowie in der aktuellen allgemeinen Gesundheitsstrategie Italiens ist der Zustand der Digitalisierung des Gesundheitswesens Kernthema. Ein Ziel: die regionalen Datenbanken in einer einheitlichen nationalen elektronischen Patientenakte zusammenzuführen.

Rahmenbedingungen und regulatorische Faktoren

Für die Implementierung von digitalen Gesundheitsdienstleistungen ist in der nationalen Digital-Health-Strategie ein klares Budget vorgegeben. Zuständig für die Entwicklung und Implementierung von nationalen Strategien ist das Gesundheits- und Wirtschaftsministerium, während die Einführung digitaler Dienstleistungen wie E-Rezepte oder Telemedizin und Gesundheitsportale in die Zuständigkeit der Regionen fallen. Die Verknüpfung findet über das Nationale Gesundheitsinformationsnetzwerk NSIS statt, ein Komitee aus Vertretern des Gesundheitsministeriums sowie der Regionen.

Erfolgsfaktoren

Der Zentralstaat formuliert die Rahmengesetzgebung für Digital Health; die Regionen gestalten die Gesetze genauer aus. Dabei sorgt die nationale Digitalisierungsbehörde NSIS für die Zusammenarbeit zwischen beiden Ebenen. Auf diese Weise wurde beispielsweise das Gesetz zum Verbot von Papierrezepten in Zusammenarbeit mit allen Regionen erarbeitet und auf den Weg gebracht.

Weitere Informationen über den Digitalisierungsstand in Italien stehen unten zum Download bereit.

Länderbericht Italien

Publikation: #SmartHealthSystems: Auszug Italien

Die 20 Regionen Italiens agieren weitgehend selbständig - auch bei der Einführung von digitalen Gesundheitsdiensten. Und so variiert der ...

Aus unserem Blog

6. Mai 2024 / Marion Grote-Westrick: Fünf Schritte für mehr Outcome-Orientierung

Stellen Sie sich vor, Sie hatten kürzlich eine medizinische Behandlung. Mit den klinischen Ergebnissen ist das Ärzteteam zufrieden. Doch wie geht es Ihnen, abseits klinischer Parameter? Wie nehmen Sie die Behandlungseffekte und eventuelle Nebenwirkungen wahr? Und: Sind Sie dazu schon einmal strukturiert befragt worden? Hier kommen Patient-Reported Outcomes Measures (PROMs) ins Spiel – die wissenschaftlich […]

12. Januar 2024 / Jörg Artmann: Digitale Wende im Gesundheitswesen: Ferdinand Gerlach im Interview

Im Rahmen unserer Interviewreihe sprachen wir mit Prof. Dr. med. Ferdinand M. Gerlach, einem renommierten Experten des deutschen Gesundheitswesens, über die komplexen Herausforderungen und Chancen der digitalen Transformation. Mit seiner profunden Erfahrung und seinen Einblicken in Gesundheitspolitik, Medizin und technologische Innovationen bietet Gerlach eine kritische Analyse des Status quo und skizziert Wege für eine effizientere […]

29. September 2023 / Dr. Sebastian Schmidt-Kaehler: Konzept für ein digitales Ökosystem im Gesundheitswesen

Die digitale Transformation durchdringt und gestaltet unser Leben in ungeahnter Weise und mit wachsender Geschwindigkeit. Eben dieses Tempo wie auch die disruptive Schlagkraft der damit verbundenen Veränderungen fordert unserer Gesellschaft große Anpassungsleistungen ab. Digitale Plattformen spielen dabei eine Schlüsselrolle, denn sie stellen die Infrastruktur und die Dienstleistungen bereit, die diesen Wandel vorantreiben. Digitale Ökosysteme haben […]

16. November 2022 / Dr. Stefan Etgeton: Digital-Health-Strategien: Good Practices aus fünf Ländern

Das Bundesgesundheitsministerium hat den Startschuss für eine deutsche Digital-Health-Strategie gegeben. Damit soll Deutschland an jene Länder anschließen, die ihre Gesundheitssysteme bereits erfolgreich digitalisiert haben. Grund für uns, einen genaueren Blick auf die nationalen Strategien fünf solcher Länder zu richten – und Good Practices zu identifizieren. Das Ergebnis unserer Analyse zeigt vor allem eines: Eine Strategie muss klare Verantwortlichkeiten bei der Steuerung und Umsetzung definieren sowie die Endnutzer bei der Evaluierung kontinuierlich einbinden.