Mutter mit Ihren Kindern

Ukraine: Online Austausch - Familien willkommen heißen

Aus der Ukraine kommen überwiegend Familien, genauer gesagt Frauen und Kinder. Wie kann die Kommunalverwaltung diese von Anfang so empfangen, dass die richtigen Angebote für die entsprechenden Bedarfe organisiert werden? 

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Unser Good Practice Beispiel kam diesmal aus Bad Oeynhausen. Mit Besuchsdiensten und kleinen Geschenken werden Familien aus der Ukraine hier willkommen geheißen. Auch die Bedarfe werden in engem Gespräch mit den Familien in Erfahrung gebracht. Im anschließenden Austausch zwischen den Teilnehmenden aus Kommunen wurden auch Kapazitätsengpässe deutlich.

„Zuerst sollen Familien willkommen geheißen werden und sich wohl fühlen“, so schildert Leon Becker vom Jugend-Bereich den Ausgangspunkt der Stadt Oeynhausen. Unter dieser Vorgabe werden die Familien durch sein Team besucht und erhalten gleichzeitig als Geschenk ein kleines Willkommenspaket. Wichtig sei, dass dieser Besuch genutzt werde, um den Bedarf der Familien zu erfragen, betont Herr Becker: Was brauche ich, welche Qualifikationen bringe ich mit, welche Arbeit strebe ich gegebenenfalls an.  Auch die Frage, wie lange die Familien bleiben möchten, sei wichtig für die eigenen Planungen. Bei Fragen nach Bedarfen der Kinderbetreuung sei eine Schwierigkeit, dass viele Menschen aus der Ukraine noch in Übergangswohnungen leben. Die Planung wohnortnaher Kinderbetreuung werde durch einen Umzug vielleicht wieder hinfällig. Zu den Fragen gehören auch solche nach Impfstatus und Gesundheitsversorgung sowie Fragen nach den Hobbies. Viele Kinder seien sportlich und musikalisch aktiv. Das zeigen bereits die ersten Ergebnisse der Bedarfsabfrage.

Die Bedarfe, ob es um Sprachkurse oder Sportangebote geht, werden von Herrn Becker und Team direkt an die anderen Fachbereiche weitergegeben. Bei den Familien verbringt das Besuchs-Team unterschiedlich viel Zeit. Eine Herausforderung ist und bleibt die Sprache. Hier ist es wichtig, dass man Menschen einbeziehen kann, die ukrainisch sprechen, oder dass man im Vorfeld die Fragen ins Ukrainische übersetzt. Nicht wenige Kommunen verfügen inzwischen auch über einen Dolmetscherpool, den man hier nutzen kann.

Im anschließenden Austausch in Arbeitsgruppen wurde deutlich, dass es zu einigen Themen Engpässe gibt. So sei der Wunsch, nach den ersten Wochen bzw. Monaten bei einer Gastfamilie oder in einer Erstunterkunft (z.B. Turnhalle) in eine eigenständige Wohnung zu ziehen, schwer zu erfüllen, da der Wohnungsmarkt nicht nur in den Großstädten vielerorts sehr angespannt ist. Obwohl die jeweilige Kommune die Miete übernimmt, ist bezahlbarer Wohnraum rar. Auch Termine für psychologische Beratung oder Trauma-Behandlung sind äußerst begrenzt und gehen häufig mit wochen- oder monatelangen Wartezeiten einher.

Ein wichtiges Fazit wurde in allen Arbeitsgruppen gezogen: Kommunalverwaltungen können durch die akteursübergreifende Zusammenarbeit viel bewirken. So kann das Ehrenamt, beispielsweise in Form von Patenprogrammen, erfolgreich einbezogen oder mit verschiedenen Akteursgruppen vom Gesundheitsamt über Migrantenorganisationen, Wohnungsbauunternehmen bis hin zu Jobcentern zusammengearbeitet werden. Hierbei können auch das jeweilige Integrationsbüro bzw. die Integrationsbeauftragten eine wichtige Rolle spielen.

Diese akteursübergreifende Zusammenarbeit ist auch allen drei veranstaltenden Organisationen wichtig. Beatrix Schwarze vom Verein Familiengerechte Kommune wies zudem darauf hin, dass man eine bevorzugende Behandlung von Ukrainer:innen vermeiden solle, um Neid und Vorurteilen anderer Bevölkerungsgruppen vorzubeugen. Besser sei es daher, die Angebote für alle zu organisieren.

Benedikt Fritz berichtete von der Arbeit der Alliance4Ukraine im Handlungsfeld Kinderbetreuung. Hier erscheint in Kürze ein Good Practice Handbuch zum Thema Kinderbetreuung, das auch für die Arbeit mit Familien aus der Ukraine eine wertvolle Anregung sein kann.

Der nächste Online-Austausch von Bertelsmann Stiftung, Alliance4Ukraine und Familiengerechte Kommune e.V.  findet am 14. Juni zum Thema Arbeitsmarktintegration statt. Das Format wird jeweils dienstags in der frühen Mittagszeit, in der Regel von 11:30-12:30 angeboten.​​​