„Das Turnhallen-Bild treffen wir im medialen Diskurs häufig an“, schildert Migrationsforscher Boris Kühn die Beobachtung des wissenschaftlichen Teams der Universität Hildesheim. Wir sind diesem Eindruck nachgegangen und haben Kommunalverwaltungen befragt. Doch von den 616 Antworten gaben nur knapp 6% an, dass sie Turnhallen für die Flüchtlingsunterbringung nutzen müssen. Die Belastung ist dennoch real, allerdings von Kommune zu Kommune unterschiedlich groß. 58% der Kommunen geben an, die Situation sei herausfordernd, jedoch (noch) machbar. Und 40,4% der Kommunen fühlen sich überlastet und in einer Art Notfallmodus. Interessanterweise haben die Bürgermeister:innen pessimistischer geantwortet als die jeweilige Fachebene.
Seit Anfang 2022 mussten die Kommunen etwa 1/3 der geflüchteten Ukrainer:innen (ca. 300.000) sowie ca. 500.000 anderweitig Geflüchtete neu unterbringen. Hinzu kommt eine „Auszugskrise“, da viele der inzwischen anerkannten Flüchtlinge noch keine Wohnungen finden konnten. Wie gut einzelne Kommunen zurecht kommen hängt laut Boris Kühn nicht nur von den Zuweisungszahlen und der Verfügbarkeit von Wohnraum ab. Zum einen helfen gute Strukturen und Netzwerke vor Ort, aber auch der politische Wille und damit verbunden ein proaktives Vorgehen der Kommune entscheiden mit darüber, wie gut die Herausforderungen bewältigt werden.