Diskussanten und Präsentation

Virtueller #BarTalk über die Stabilität des europäischen Bankensystems in der Corona-Krise

Zum ersten Mal fand die neueste Ausgabe der #BarTalk-Serie online statt. Die Veranstaltung wurde im Rahmen von "Repair and Prepare: Strengthening Europe", einem gemeinsamen Projekt der Bertelsmann Stiftung und des Jacques Delors Centre organisiert. 14 Banken- und Finanzmarktexpert:innen haben die Auswirkungen der Corona-Krise auf die Stabilität des europäischen Bankensystems diskutiert.

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Nach umfangreichen Lockdowns in ganz Europa ging das BIP im ersten Quartal stark zurück. Darüber hinaus sehen die Prognosen für das zweite Quartal noch düsterer aus. Der Bankensektor in Europa hingegen, welcher während der letzten Finanzkrise so viel Verwüstung angerichtet hat, scheint noch in guter Verfassung zu sein. Aber ist dies wirklich der Fall? Oder ist es nur eine Frage der Zeit, bis die Banken in Schwierigkeiten geraten? Diese Fragen versuchten die Autoren der Bertelsmann Stiftung und des Jacques Delors Centre in ihren jüngsten Beiträgen zu beantworten.

Zum Auftakt des #BarTalk stellten Frank Eich, Theresa Küspert und Philipp Schulz die Ergebnisse ihrer jüngsten Studie "The Corona crisis and the stability of the European banking sector" vor. Sie argumentieren, dass die Auswirkungen der Krise auf das Bankensystem in Europa sehr unterschiedlich sein werden. Vor allem Spanien, Italien und Frankreich könnten in der Eurozone am stärksten betroffen sein, während Länder wie Deutschland oder die Niederlande an einer großen Bankenkrise vorbeischrammen könnten. Darüber hinaus zeigen die Autoren, dass dieses düstere Szenario von der Art der Erholung dieser Länder abhängen wird. Je länger die Erholung dauere, desto mehr Probleme könnten entstehen.

Nach dieser ersten Präsentation stellte Sebastian Mack vom Jacques Delors Centre seinen neuesten Policy Brief "EU banks' vulnerabilities" vor. In seinem Papier analysiert er die wichtigsten Schwachstellen, denen europäische Banken aufgrund der Corona-Krise ausgesetzt sein könnten. Dazu gehören Markt-, Liquiditäts- und Konzentrationsrisiken sowie die schwache Rentabilität der Banken in Europa. Während die Fiskal- und Geldpolitik versucht, die Realwirtschaft am Leben zu erhalten, sollten die politischen Entscheidungsträger in der EU von den Banken verlangen, alle diskretionären Ausschüttungen auszusetzen und stattdessen das Kapital zu stärken.

Die Präsentationen endeten mit einer kurzen Runde von Fragen und Antworten. Es gab eine große Nachfrage nach Teilnahme und Diskussion der vorgestellten Arbeiten. In der anschließenden Diskussion in Kleingruppen ging es unter anderem um Bankenrettung, interne Risikomodelle, die Mehrwertsteuersenkung in Deutschland und die aktuellen Verhandlungen zum Wiederaufbau- und Resilienz-Fonds.