Europaflagge vor bewölktem Hintergrund

Wie die EU europäische Startups unterstützt

Europa soll strategisch autonomer, digital souveräner und gleichzeitig hochgradig innovativ werden. Können europäische Startups helfen, diese Ziele zu erreichen? Wir haben festgestellt: Traditionelle Startup-Ziele wie Größe und Wachstum sind für europäische Startups eher außer Reichweite. Sinnvoller wäre, innovative Kräfte zu bündeln, um gezielt gesellschaftliche Herausforderungen zu meistern.

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Während China aufsteigt und die Vereinigten Staaten wanken, beherrschen Schlagworte wie „strategische Autonomie“, „digitale Souveränität“ und „europäische Innovationsfähigkeit“ die gegenwärtige europapolitische Debatte. Und spätestens seit europäische Technologie-Unternehmen gegenüber ihren US-Konkurrenten aufzuholen scheinen, formulieren politische Entscheidungsträger neue Zielsetzungen, im Einklang mit den geopolitischen Ansprüchen der EU-Kommission in einer zunehmend bedrohlichen und regionalisierten Welt.

Das Ringen nach globaler Dominanz im Tech-Sektor versinnbildlicht diese oft diffuse Verschmelzung von wirtschaftlichen Interessen, neuen Technologien und politischen Zielsetzungen. Inmitten dieser Debatte stehen europäische Startups – einerseits Hoffnungsträger für Sprunginnovation nach amerikanischem Vorbild, anderseits trotz hoher Wachstumsraten überraschend unbedeutend, gemessen an der Größe des europäischen Wirtschaftsraums und an der traditionellen Stärke europäischer Forschung und Entwicklung.

Unser Policy Brief zeigt auf, was europäische Startups fordern und weshalb die europäische Ebene zunehmend relevant wird. Wir blicken zudem auf die Maßnahmen, die seitens der EU bereits ergriffen sind sowie auf die, die nach intensiven Beratungen mit europäischen Startup-Verbänden in diesem Jahr neu starten. Hierbei steht vor allem der neu konstruierte European Innovation Council (EIC) im Fokus, mit dem die EU-Kommission seit Januar 2021 Direktinvestitionen in vielversprechende Unternehmen tätigt – ohne Zweifel ein Meilenstein in der europäischen Innovationspolitik.

Wir zeigen jedoch auch die Grenzen dieser Bemühungen auf. Eine Analyse der Zahlen des europäischen Wagniskapitalmarktes weist auf scheinbar unüberbrückbare Lücken zur amerikanischen Konkurrenz. Radikale Maßnahmen, wie ein europäischer Sovereign Wealth Fund zum Schutz europäischer Ideen, scheinen politisch nicht machbar; eine Zwischenlösung, nämlich eine pan-europäische Investmentplattform, ist immerhin derzeit in Abstimmung.

Umso sinnvoller erscheint es, dass sich Europa in der Förderung junger innovativer Unternehmen – und in der Innovationspolitik insgesamt – eigene Ziele setzt. Diese liegen im Bündeln innovativer Kräfte, um gezielt gesellschaftliche Herausforderungen zu meistern. Dieser Weg ist bereits eingeschlagen – der in Rekordzeit erstellte COVID-19-Impfstoff ist ein Paradebespiel einer derartigen Missions-orientierten Innovationsleistung – und Instrumente für einen Paradigmenwechsel liegen vor. Was nun gebraucht wird, ist der politische Wille für die nächsten Schritte.