Pfleger und Ärztin stehen am Patientenbett.
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, Studie: Zu wenige Pflegekräfte gefährden Versorgungsqualität

Im internationalen Vergleich beschäftigen unsere Krankenhäuser wenige Pflegekräfte - und die sind immer stärker belastet. Um Abhilfe zu schaffen, reicht es nicht, das Personal aufzustocken. Es braucht Mindestpersonalvorgaben.

Wie gut ein Patient im Krankenhaus versorgt wird und ob eine Operation zum gewünschten Erfolg führt, hängt  ganz wesentlich von der pflegerischen Betreuung ab. Internationale Studien belegen, dass sich Wundinfektionen, Lungenentzündungen, Stürze und andere Komplikationen bei schlechter Pflege häufen können. Gut ausgebildetes Pflegepersonal ohne überbordende Arbeitsbelastung kann genau das verhindern.

Das Berliner IGES Institut hat die Ausstattung deutscher Krankenhäuser mit Pflegepersonal einem Faktencheck unterzogen. Dieser beschreibt unter anderem den Ist-Zustand und fragt, wie zufrieden die Patienten mit der Pflege sind.

Deutsche Kliniken haben vergleichsweise wenige Pflegekräfte

Die Studie belegt, dass deutsche Krankenhäuser relativ wenig Pflegepersonal beschäftigen. Vergleicht man die Anzahl von Pflegekräften pro Belegungstag mit anderen OECD-Ländern, landet Deutschland auf dem letzten Platz. Trotzdem wurde Pflegepersonal abgebaut: 2015 gab es 3,4 Prozent weniger Pflege-Personal als im Jahr 2000.

Grafik "Anzahl der Pflegekräfte je 1.000 Belegungstage"

Die Belastung der Pflegekräfte steigt und ist regional unterschiedlich

Die Belastung der Pflegekräfte ist unter anderem durch verkürzte Liegezeiten der Patienten gestiegen. Während eine Pflegevollkraft in einem allgemeinen Krankenhaus 2003 statistisch 57,3 Behandlungsfälle zu betreuen hatte, waren es 2015 schon 64.

Die Arbeitsbelastung der Pflegekräfte ist über alle Krankenhausarten hinweg und regional sehr unterschiedlich. Während in Hamburg 2015 auf jede Pflege-Vollzeitstelle knapp 55 Behandlungsfälle kamen, waren es in Niedersachsen gut 63. Auch in Nordrhein-Westfalen und Berlin ist die Arbeitsintensität mit 62 Behandlungsfällen überdurchschnittlich hoch, während sie in Baden-Württemberg (57) und Hamburg (55) am niedrigsten liegt.

Seit 2003 stieg die Anzahl der von einer Pflegekraft durchschnittlich zu betreuenden Behandlungsfälle in allen Bundesländern mit Ausnahme von Mecklenburg‐Vorpommern und Schleswig‐Holstein an. Weit über dem Bundesdurchschnitt (von plus 11 %) lagen Berlin (plus 24 %), Niedersachsen (20 %), Bremen (19 %) und Sachsen-Anhalt (16 %).

Die Zufriedenheit der Patienten ist immer noch hoch

Die wachsende Belastung der Pflegekräfte führt dennoch nicht unmittelbar dazu, dass die Patienten mit der Pflege im Krankenhaus unzufrieden sind. Das Internetportal www.weisse-liste.de hat dazu Befragungsdaten von fast 350.000 Patienten ausgewertet. Sie beurteilten die pflegerische Betreuung im Jahr 2014 grundsätzlich als gut, wobei Patienten in Nordrhein-Westfalen und Bremen etwas weniger zufrieden sind. In Sachsen, Thüringen und Mecklenburg-Vorpommern war die Zufriedenheit am höchsten.

Was ist zu tun?

Bevor sich die angespannte Personalsituation vieler Kliniken negativ auf die Patientenzufriedenheit und die Versorgungsqualität auswirkt, muss gehandelt werden. In Krankenhausabteilungen, in denen ein Mangel an Pflegekräften sich besonders stark auf die Behandlungsqualität auswirkt, müssen Untergrenzen für den Einsatz von Pflegepersonal vorgeschrieben werden. Der Gesetzgeber hat richtigerweise den Prozess zur Festlegung dieser Anhaltszahlen angestoßen. Nun muss sichergestellt werden, dass diese problemorientiert entwickelt, implementiert und ihre Auswirkungen überwacht werden. Vor allem muss gewährleistet werden, dass Untergrenzen nicht als Standardwerte interpretiert werden und andere Fachabteilungen, in denen solche Grenzen nicht gelten, nicht darunter leiden.

Publikationen

Publikation: SPOTLIGHT Gesundheit: Pflegepersonal im Krankenhaus