Am 65. Geburtstag von Präsident Wladimir Putin demonstrierte die Opposition in etwa 80 Städten. Trotz seiner Inhaftierung mobilisierte der Putin-Kritiker Nawalny landesweit. Unser englischsprachiger Policy Brief "A New Hope" analysiert die Umstände der Protestbewegungen von März und Juni 2017 und das Protestpotential der jungen Russen.
Schon bevor im März und Juni dieses Jahres Demonstranten gegen Putins Regierung in russischen Städten auf die Straße gingen, war die aggressive internationale Politik des Landes und die angebliche Einmischung in die US-amerikanischen Wahlen Thema lebhafter Diskussionen in politischen Kreisen und den Medien. Die Demonstrationen des Frühlings nahmen Analysten und Journalisten zum Anlass, sich das Land aus einem anderen Blickwinkel anzusehen. Viele Beobachter nahmen einen Generationswechsel in den Demonstrationen wahr. Unter Führung des bekanntesten Oppositionsführers in Russland, Alexei Nawalny, gingen junge Russen auf die Straße, um gegen Korruption zu protestieren und nach Veränderung zu rufen.
Doch jene jungen Menschen, die an den März- und Juni-Demonstrationen teilnahmen, und andere, die ihre Unterstützung für die Protestbewegung zeigten, sind nur ein kleiner Teil der russischen Jugend. Meinungsumfragen zeigen, dass das derzeitige Regime in Russland von jungen Menschen im Alter von 25 Jahren und jünger stark unterstützt wird, deutlich stärker als von älteren Generationen.
Das heißt aber nicht, dass Nawalnys Kampf um und für die Jugend hoffnungslos wäre. Wieder einmal zeigt sich, dass die Einstellung der Jugend nur schwer kalkulierbar ist. Und im Falle Russlands trennt nur ein sehr schmaler Grat die Unterstützung für Putins Administration auf der einen Seite vom Wunsch nach tiefgreifender Veränderung und neuer politischer Öffnung auf der anderen.
Łukasz Wenerski, Analyst beim Warschauer Think Tank Institut für Öffentliche Angelegenheiten, analysiert das Protestpotential der jungen Russen. Der Policy Brief (nur in englischer Sprache) entstand im Rahmen des Kooperationsprojektes "Young Leaders for Europe", das die Bertelsmann Stiftung und die Heinz Nixdorf Stiftung gemeinsam durchführen.