Die Bundesrepublik Deutschland steht wirtschaftlich gut da. Gleichzeitig erleben wir einen Vertrauensverlust in die gesellschaftliche Leistung unserer Wirtschaftsordnung. Vor diesem Hintergrund stellen sich zentrale Fragen, auf die Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft eine Antwort finden müssen: Werden die Versprechen der Sozialen Marktwirtschaft noch eingelöst? Wie krisenfest bzw. -anfällig ist unser Wirtschaftssystem? Welche Anforderungen stellen die Bürgerinnen und Bürger an unsere Wirtschafts- und Sozialordnung? Vor welchen Herausforderungen stehen wir in Zukunft, wirtschaftlich und gesellschaftlich?
Im Rahmen mehrerer Diskussionsrunden mit politischen Vordenkern der in Deutschland etablierten Parteien, Wissenschaftlern und Unternehmern haben die Bertelsmann Stiftung und Das Progressive Zentrum gemeinsam mit den Teilnehmenden Thesen, Positionen und Konzepte diskutiert. Das Leitbild einer inklusiven Gesellschafts- und Wirtschaftsordnung hat sich dabei als hilfreich erwiesen, um Diskussionen anzuregen und Denkanstöße zu geben, mit welchen Maßnahmen unser Wirtschaftsmodell zukunftsfest gemacht werden kann. Die im Rahmen der Diskussion entstandenen Dokumente werden als Themenbände der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Ziel ist es, heute einen Beitrag zu leisten, damit die Weichen für die Zukunft richtig gestellt werden.
Im ersten Essayband wird die Frage nach der Bedeutung kollektiver Güter, gedacht als öffentliche Räume, Institutionen und Netze, für unser Zusammenleben gestellt. Soziale und wirtschaftliche Ungleichheit und die damit verbundenen Abstiegsängste drücken sich immer häufiger räumlich aus. Wie können wir dem aber innerhalb der Sozialen Marktwirtschaft wieder Aufstiegschancen entgegensetzen? In welchem Zusammenhang stehen öffentlicher Raum und soziale Mobilität? Die Sammlung interdisziplinärer Essays bietet eine philosophisch-politische, eine stadtsoziologische und eine digitale Perspektive auf öffentliche Räume und ihre Bedeutung für uns als Gesellschaft.
In Band 2 geht es um Investitionen. Zukunftsinvestitionen sind nicht nur ökonomisch notwendig, sondern auch für den sozialen Zusammenhalt und die Verteilung von Chancen. Wie garantieren wir soziale Mobilität und Chancengerechtigkeit für alle, ein Leben lang? Wie müssen Chancen verteilt sein, um dem Anspruch an eine inklusive Gesellschaft gerecht zu werden? Die Essays gehen der Frage nach, wo und wie wir als Gesellschaft investieren müssen, um eine inklusive Soziale Marktwirtschaft als Chancenordnung zu stärken. Dabei wird der traditionelle Investitionsbegriff aufgebrochen und erweitert um die Frage, in welchem Grad er dem Anspruch an eine Bereitstellung individueller Chancen entspricht.
Eine zukunftsfähige Sozial- und Wirtschaftspolitik tut gut daran, sich mit dem Vermögensaufbau und der Vermögensverteilung zu befassen. Die Autoren des dritten Essaybandes beleuchten, welche Arten von Kapital angesichts fundamentaler Veränderungen der Sozialen Marktwirtschaft notwendig sind, wie man diese zielgerichtet fördert und unter welchen strukturellen Rahmenbedingungen das langfristig erfolgreich sein kann. Eigentum ist für viele Menschen wichtig, weil sie damit Sicherheit und Autonomie verbinden. Es ist aber weder Selbstzweck, noch geschieht der Erwerb in einem sozialen Vakuum. Kapitalausstattung und -erwerb beeinflussen soziale Mobilität und Teilhabegerechtigkeit erheblich. Vermögen – monetäres wie soziales – hilft auch dabei, die Wechselfälle des Lebens zu bestehen. Welche Art von Kapitalausstattung brauchen Menschen? Wie fördern wir Vermögensaufbau sinnvoll und inklusiv? Welche Rahmenbedingungen braucht es dafür?
Die Beiträge in Band 4 legen dar, welche zentrale Funktion Unternehmer wie Unternehmen für das „Soziale“ in der Marktwirtschaft haben. Vom Mittelstand über Social Entrepreneurship bis hin zu Migrantenunternehmen müssen alle einen Beitrag für gesellschaftliche Teilhabe und ein inklusives Wachstum leisten. Deutschland ist das Land der Dichter und Denker, nicht aber das Land der Gründerinnen und Gründer. Dabei lebt eine dynamische Gesellschaft von unternehmerischen Innovationen und Wettbewerb. Für viele Unternehmen ist soziale Verantwortung nicht lästige Pflicht, sondern treibende Kraft. Welche Rahmenbedingungen brauchen sie hierfür? Welchen Beitrag können Unternehmer und Unternehmen für eine inklusive Gesellschaft leisten?
Die Essays in Band 5 skizzieren die industriellen Charakteristika Deutschlands und die kulturellen Wurzeln, die unsere Gesellschafts- und Sozialpolitik bis heute prägen. Dabei geht es auch um akute Herausforderungen wie die Bedingungen einer in die Defensive geratenen Globalisierung und die Digitalisierung aller Lebensbereiche. Industrie und Dienstleistungen sind keine Gegensätze. In Deutschland bilden auf industrielle Anker ausgerichtete Dienstleistungen das wirtschaftliche und gesellschaftliche Rückgrat. Die Teilhabe am Wertschöpfungsprozess ist zudem für viele Menschen identitätsstiftend. Was ist aber das Besondere am deutschen Produktionsmodell? Vor welchen Herausforderungen steht es und wie können wir Industrie in Deutschland zukunftsfähig machen?