Emsachse; Spanier Pablo Esteban, der eine Ausbildung bei Schmees Haustechnik macht
Valeska Achenbach

, Arbeitsmobilität: So wird die EU-Freizügigkeit zur Chance für alle

Die Freizügigkeit auf dem europäischen Arbeitsmarkt eröffnet Arbeitnehmern neue Beschäftigungschancen im Ausland und hilft Unternehmen europaweit, Fachkräfte zu gewinnen. Diese Möglichkeiten werden allerdings noch zu selten genutzt.

Sowohl die Beschäftigungsmöglichkeiten für Arbeitnehmer als auch die Chancen für Unternehmen können durch eine Stärkung der geografischen Mobilität europäischer Arbeitnehmer verbessert werden. Die HELM-Studie (Harnessing European Labour Mobility) bietet hierfür eine detaillierte Analyse von fünf Szenarien, die helfen sollen, Einflussfaktoren und Herausforderungen für die Arbeitskräftemobilität im Jahr 2025 zu identifizieren.

Trotz eines gewissen Anstiegs in Folge der EU-Osterweiterung im Jahr 2004 ist die Arbeitskräftemobilität in Europa immer noch gering. Eine detaillierte Analyse der Mobilitätsströme seit Beginn der Wirtschafts- und Finanzkrise zeigt, dass sich diese Situation in den letzten Jahren nicht wesentlich verändert hat. Insgesamt haben bisher nur relativ wenige Einwohner der südlichen Krisenländer die Möglichkeit genutzt, Arbeit in einem anderen EU-Land aufzunehmen. Eine höhere Arbeitskräftemobilität innerhalb der EU kann daher für einzelne Bürger und auch die Wirtschaft der EU deutliche Vorteile bringen und würde zu mehr Wachstum, Beschäftigung und sozialer Integration beitragen.

Die hohe Arbeitslosigkeit in der Europäischen Union ist nicht nur eine soziale Herausforderung. Sie steht auch für ein großes ungenutztes Potenzial. Mehr als 2,2 Millionen Stellen sind derzeit in der EU unbesetzt. Eine größere Mobilität auf dem europäischen Arbeitsmarkt kann daher der EU helfen, diese riesige Ressourcenverschwendung zu beenden und einige ihrer größten Herausforderungen, zum Beispiel schleppendes Wachstum und soziale Exklusion, anzugehen.
Aart de Geus, Vorsitzender der Bertelsmann Stiftung

Politikempfehlungen

Zur Förderung der Arbeitskräftemobilität haben die Verfasser 16 Politikempfehlungen formuliert, von denen sie die folgenden fünf als besonders wichtig betrachten:

  • Investitionen in die Aus- und Fortbildung mobiler Arbeitnehmer sollten durch eine verstärkte Ausrichtung des Europäischen Sozialfonds auf Mobilitätsfragen gefördert werden (zum Beispiel Sprachkurse oder Austauschprogramme).
  • Die europaweite Stellensuche muss vereinfacht werden. Hierfür sollte das EU-weite Stellenportal EURES so weiterentwickelt werden, dass es sowohl für Arbeitnehmer als auch Arbeitgeber attraktiv ist. Es sollten zentrale Anlaufstellen für mobile Arbeitnehmer eingerichtet werden, die über die reine Stellenvermittlung auch weitere Dienstleistungen anbieten, wie zum Beispiel Unterstützung bei Formalitäten oder der Suche nach einer Unterkunft und Schulen für Kinder.
  • Die grenzüberschreitende Koordinierung der sozialen Sicherungssysteme sollte verbessert werden, unter anderem indem rechtliche Lücken bei der Arbeitslosen- und Krankenversicherung geschlossen werden und die soziale Sicherung für Bürger transparenter und leichter verständlich gemacht wird.
  • Länder mit hoher Auswanderung sollten Anreize zur zirkulären Migration geben und die Rückkehr und berufliche Wiedereingliederung von mobilen Arbeitnehmern fördern, um das dauerhafte Abwandern von Fachkräften ins Ausland zu vermeiden.
  • Die Freizügigkeit sollte gefördert und Nationalismus bekämpft werden, indem in der öffentlichen Debatte stärker auf den Nutzen von Mobilität hingewiesen wird. Zur Steigerung der gesellschaftlichen Akzeptanz kann auch eine Verbesserung der Datenlage zur Mobilität sowie die stärkere Einbeziehung der Interessengruppen beitragen.

Hintergrund

Die Studie Harnessing European Labour Mobility (etwa: "Europäische Arbeitskräftemobilität nutzbar machen") ist das Ergebnis eines einjährigen Projektes, an dem führende Experten für Arbeitskräftemobilität und Migration aus verschiedenen EU-Staaten beteiligt waren. Die Studie wurde gemeinsam mit dem Copenhagen Institute for Future Studies erarbeitet. Sie wurde am 8. April 2014 in Brüssel vorgestellt.

Publikationen

Publikation: Harnessing European Labour Mobility

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